Grundlagen der Sprachentwicklung
Sprachentwicklungsmodell von Paul (1997)
(Nonn, 2011)
Phase 1: Pragmatik → Semantik (Sprachentwicklungsmodell von Paul, 1997)
• Übergang von vorsprachlicher zu früher sprachlicher Kommunikation
• Lallverbindungen & symbolische Gesten → Erste Wörter
• Mitteilen durch differenzierte und koordinierte nonverbale Verhaltensweisen (z.B. Blickkontakt, Zeigen auf Objekt, Greifen, Gesten)
• Triangulärer / referenzieller Blickkontakt (gemeinsame oder geteilte Aufmerksamkeit, Joint Attention)
• Erwerb der Intentionalität
Ab 12. Lebensmonat:
• Entwicklung der Symbolfunktion von Sprache und des symbolischen Spiels / Gebrauch symbolischer Gesten
Interaktionsprobleme eines unterstützt kommunizierenden (uk) Kindes
• Verändertes Lern-, Kommunikations- & Sprachvermögen
• Interaktionsprobleme schon in präverbaler Kommunikation
• Prägung der Interaktion zwischen Eltern & Kind von elterlichen Erwartungshaltungen ↔ Überforderung der zentralen Verarbeitungsleistungen des Kindes
• Verändertes Kommunikationsverhalten des uk Kindes → Ungleichgewicht in Interaktion zwischen Kind & Bezugsperson
• Abhängigkeit von Kommunikationssystem & fremdbestimmtem Vokabular
Interaktionsprobleme der Bezugspersonen
• Keine Entfaltung der intuitiven elterlichen Didaktik
• Veränderung des elterlichen Verhaltens
• Unsicherheit der Eltern in entwicklungsfördernder Strukturierung gemeinsamer Handlungen mit Kind
• Keine Erwartung einer Reaktion des Kindes
• Erlernte Hilflosigkeit des Kindes
• Fehlendes Lernen am Modell / Kein Sprachangebot in der Zone der Entwicklung
Phase 2: Lexikon / Semantik → Morphosyntax (Sprachentwicklungsmodell von Paul, 1997)
12 – 16 Monate:
• Verstehen einfacher Aufforderungen
• Passiver Wortschatz: 100 – 150 Wörter
• Aktiver Wortschatz: 20 – 30 Wörter
16 – 20 Monate:
• Aktiver Wortschatz: 50 – 200 Wörter
50-Wörter-Grenze:
• Meilenstein im Spracherwerb
Ab 50-Wörter-Grenze:
• Erwerb auch anderer Wortarten als Nomen und sozial-affektiver Wörtern (bitte, danke, etc.)
• Etablierung abstrakter Wortkategorien
• Erlernen der Symbolfunktion von Sprache
Wörter als Stellvertreter für reale Gegebenheiten
Wortschatzexplosion / Vokabelspurt
Ab Wortschatzgröße von 201 – 300 Wörter:
• Ansteigen des grammatischen Wachstums in Morphologie und Komplexität von Sätzen
Ab Alter von 20 – 24 Monaten:
• Gewisse Anzahl erworbener Verben und Funktionswörter
• Einstieg in Grammatikentwicklung durch Erlernen syntaktischer Regeln der Satzbildung und Produktion von Zwei- und Mehrwortsätzen
2,6 Jahre:
• Aktiver Wortschatz von 500 Wörtern
3 Jahre:
• Aktiver Wortschatz von 800 Wörtern
3 – 4 Jahre:
• Erwerb der wichtigsten syntaktischen Strukturen
5 Jahre:
• Grammatikalisch korrekter Ausdruck komplexer Zusammenhänge
Einschulung:
• Aktiver Wortschatz von 5000 Wörtern
16 Jahre:
• Aktiver Wortschatz von 20.000 – 50.000 Wörtern
7 – 16 Jahre:
• Erweiterung des Wortschatzes um 3000 – 5000 Wörter / Jahr
Besonderheiten der Wortschatz- & Grammatikentwicklung eines Kindes mit unterstützter Kommunikation
uk Kinder mit geistiger oder mehrfacher Behinderung:
• Häufig nur Einwortäußerungen
• Dominanz der Zweiwortäußerungen bei Mehrwortäußerungen: Kombination eines lexikalischen Begriffs mit Zeigegeste („Da ist der Schrank“)
• Falsche Wortfolge im Satz unabhängig von Art des Kommunikationssystems
Phase 3: Phonologie → Phonologische Bewusstheit (Sprachentwicklungsmodell von Paul, 1997)
Schriftspracherwerb im Bereich der unterstützten Kommunikation
• Mangelndes Zutrauen des Umfelds → Kein / zu geringer Zugang zu frühen Leseerfahrungen
• Aufbau schulischer Lese- & Schreiblehrgänge auf frühen Leseerfahrungen & PB → Kein Infragekommen für Lese- & Schreiblehrgangs in Schule
• Wichtig (unabhängig von Art & Schweregrad der Behinderung): Möglichkeit zum Erwerb schriftsprachvorbereitender & schriftsprachlicher Fähigkeiten