Phase 4 – Gesundheitsförderung
Die immer größer werdenden Gründe für die Stärkung der Prävention im deutschen Gesundheitswesen sind der demografische Wandel, die Zunahme an chronischen Erkrankungen, die sozial bedingten gesundheitlichen Ungleichheiten sowie die immer knapperen finanzielle Ressourcen im Gesundheitswesen.
Durch die Gesundheitsförderung sollen die Gesundheitschancen erhöht werden. Ziel der Gesundheitsförderung soll die Stärkung von Ressourcen in allen Bevölkerungsschichten sein. Zudem vermag die Gesundheitsförderung die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Explizit ist zu erwähnen, dass die Gesundheitsförderung kein krankheitsbezogener Ansatz ist, sondern sich auf die Gesundheit des Einzelnen stützt.
Verhaltesprävention
Mein Projekt Phase 4 ist Verhaltensprävention. Durch die Teilnahme an Phase 4 soll dem alternden Menschen die Möglichkeit gegeben werden, sein Verhalten im Alltag zu ändern, damit es zu keiner Aspirationspneumonie oder Malnutriation kommt.
Die individuellen Risikofaktoren sollen reduziert und die Ressourcen des Einzelnen sollen gestärkt werden. Im Allgemeinen soll das Projekt in einem Settingansatz stattfinden. Die Interventionen sollten in den sozialen Systemen des Pflegeheims stattfinden.
Nach § 20 (a) SGB V Leistungen der Primärprävention und der Betrieblichen GF sind in § 20 (a) SGB V diesem Paragrafen festgelegt und beschrieben (vgl. www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/20.html).
Die Krankenkasse soll in der Satzung Leistungen zur primären Prävention vorsehen, die die in den Sätzen 2 und 3 genannten Anforderungen erfüllen. Leistungen zur Primärprävention sollen den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und insbesondere einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen.
Dysphagie
Dysphagie tritt in allen Altersgruppen auf, ihre Prävalenz ist jedoch beim alten Menschen am höchsten und wird in der Literatur zwischen 15 % und 51 % angegeben. Für die Lebenserwartung der Personen im hohen Lebensalter sind der Ernährungszustand, die Fähigkeit zur selbständigen oralen Ernährung und eine Vermeidung aspirationsbedingter pulmonaler Komplikationen von großer prognostischer Bedeutung.
„Essprobleme“ treten laut Manuela Motzko bei 50 % aller Altersheim-bewohner*innen auf.
Die Bevölkerungsentwicklung lässt einen immer größeren Anteil alter Menschen erwarten. Während derzeit (2010) etwa 21 % der Bevölkerung 60 – 80 Jahre und 5,3 % über 80 Jahre alt sind waren es 1950, zu Beginn der Zählung, etwa 13,6 % und 1 % der Bevölkerung.
Zudem ist zu erwähnen, dass selbst zum Jahr 2009 ein Anstieg der Bevölkerung um 0,9 bzw. 3 % (vgl. statistisches Bundesamt).
Zahnverlust, Schleimhauttrockenheit und -atrophie, Muskelatrophie, Bindegewebsschwäche oder verminderte Gewebselastizität zählen zu den altersbedingten Veränderungen im Bereich des oberen Atem- und Schluckweges. Außerdem können Störungen der Atmung, Stimme, der Sinne (Riechen, Schmecken, Sehen), des Bewegungsapparates sowie neurodegenerative Veränderungen mit Abnahme der synaptischen Vernetzungen die Schluckfunktion beeinträchtigen.
Altersbedingte Veränderungen des Schluckaktes führen nicht zwangsläufig zu einer Dysphagie, da ein individuell unterschiedliches Kompensations- bzw. Adaptationspotential (sog. „funktionelle Reserve“) zu beobachten ist.
Letzteres hängt vom Allgemeinzustand des Patienten, seiner kognitiven Kompetenz und psychischen Befindlichkeit sowie von sozialen Faktoren ab. Man unterscheidet daher eine sogenannte primäre Presbyphagie (Schluckakt im Alter) ohne Krankheitswert von einer sekundären Presbyphagie mit Krankheitswert.
Letztere wird durch zusätzlich zum Alterungsprozess auftretende Erkrankungen, wie z.B. zerebralen Insult, der die häufigste Dysphagie-Ursache darstellt, manifest.
Zu beachten ist überdies, ob eine Schluck- und/oder Essstörung vorliegt.
Pesbypagie
Es gibt primäre, sekundäre und tertiäre Presbyphagie.
Laut der Definition der sekundären Presbyphagie, wird diese hervorgerufen durch medizinische Bedingungen, pharmakologische Wirkstoffe oder neurologische Konditionen (Hoffmann, Hielscher-Fastabend 2009).
Die tertiäre Presbyphagie wird sozialen, umweltbedingten, psychologischen Faktoren zugeschrieben, die die Entstehung einer Presbyphagie begünstigen. Es sind Faktoren, die sich auf die gesamte Nahrungsaufnahme und Ernährung auswirken, z.B. Abneigungen – Vorlieben, einseitige Ernährung bzw. Mangelernährung kann sich durch kraftlose Hände, gestörte Feinmotorik und durch reduzierte Handhabung des Bestecks äußern.
Die Vermeidung bestimmter Konsistenzen oder die Mengenreduktion kann sich durch Angst vor körperlichen Veränderungen im Alter, beispielsweise „hypochondrische“ Anzeichen und Vermeidungsverhalten zeigen (Hoffmann, Hielscher-Fastabend 2009).
Zielgruppe des Trainings „Phase 4 Gesund-Schlucken“
Die Zielgruppe des Präventionsangebots sind ältere Menschen mit „Essproblemen“ (nicht zwingend im Pflegeheim). 50 % der Menschen haben „Essprobleme“ und 20 % leiden unter einer Dysphagie (krankhafte Schluckstörung, hervorgerufen beispielsweise durch einen Schlaganfall). Steele et al. (1997) haben in ihrer Studie 349 Altenheimbewohner*innen beobachtet, während sie das Essen gereicht bekamen.
Ein Ergebnis der Studie war, dass es häufig zu Fehlhaltungen beim Essen kam. So wurde beobachtet, dass es meist zum seitlichen Abknicken des Bewohners während des Essens kam.
Weiterhin wurde beobachtet, dass die pflegebedürftige Person nicht aufrecht genug saß und ein Herrutschen im Stuhl wurde ebenfalls beobachtet.
Alles in Allem deckte die Studie einen dringenden Weiterbildungsbedarf der Pflegekräfte im Umgang mit Bewohner*innen, die Hilfe bei der Nahrungsaufnahme benötigen, auf. Diese Mangelernährung und den daraus resultierenden Kosten möchte ich mit dem Konzept der Phase 4 entgegenwirken.
Altersbedingte Veränderungen des Schlucksystems und assoziierter Systeme (Dysphagieforum 2013)
Inhalte der 10 Einheiten
Treffen à 90 Minuten
Logopäden
• Was ist wichtig für das Schlucken
• Wie erkennt man eine Schluckstörung
• Unterschied zwischen Presbyphagie und Dysphagie
• Was erleichtert die Nahrungsaufnahme
• Durchführung eines Befundes (siehe Anhang)
• Evaluationsbogen (siehe Anhang)
2. Treffen à 90 Minuten
• Ernährungsberater*innen (beispielsweise Nutrica):
• Kalorienzufuhr
• Flüssigkeit
• adaptives Essen
• 2. Evaluationsbogen (siehe Anhang)
3.-9. Treffen à 60 Minuten
• Lied
• Körperübungen (aufeinander aufbauende Übungen zum Thema Rumpfstabilität, Körperaufrichtung, Dissoziation zwischen Becken und Schultergürtel im Sitzen und Stehen)
• funktionelles Training der Schluckmuskeln (Larynx, Diaphragma, cranio-cervico-orofaciales System, Training der Schutzmechanismen)
• Verabschiedung
10. Treffen à 90 Minuten
• Abschlussrunde (was kann für den Alltag übernommen werden, weiteres Training, etc.)
• Re-Befundung
• 3. Evaluation