Wie Sie Ihr Kind bei der Sprachentwicklung unterstützen können
So wie ein Baum nur gut gedeihen kann, wenn er mit Sonnenlicht, Wasser und Nährstoffen versorgt wird, gibt es auch für die kindliche Sprachentwicklung grundlegende Voraussetzungen.
Liebe, Wärme und Akzeptanz sind die Basis für eine gelingende Sprachentwicklung. Ein Kind kann sich nur frei entwickeln, wenn es sich beschützt und angenommen fühlt. Da sich Sprache durch und über Kommunikation entwickelt, braucht Ihr Kind das Gefühl, dass es auch gehört wird, sich mitteilen darf und dass es über das Zuhören etwas Spannendes lernen kann.
Nehmen Sie sich also Zeit für Ihr Kind und hören Sie ihm zu.
Erzählen Sie und begleiten Sie ihr Tun sprachlich. Sprechen Sie über das, was Sie gerade machen, sehen und erleben, damit Ihr Kind seine sinnlichen Eindrücke, wie Sehen, Hören, Fühlen etc. integrieren und ordnen kann. So kann es aus der chaotischen Menge an Reizen, denen es ausgesetzt ist, allmählich geordnete Bilder erkennen und mit Wörtern versehen.
Erzählen Sie ihrem Kind auch von dem, was Sie erleben und empfinden und beziehen Sie Ihr Kind in den alltäglichen Ablauf mit ein. Fragen Sie, was Ihr Kind bewegt. Erfährt ein Kind einen ehrlichen und offenen Umgang und Interesse an seiner Person, wird es sich selbst öffnen und von sich erzählen wollen.
Bevor Sie sprechen, stellen Sie eine gemeinsame Aufmerksamkeit her und lassen Sie sich hierbei vom Interesse Ihres Kindes führen. Über sein Interesse zeigt es Ihnen, was es gerade lernen möchte.
Intensive gemeinsame Momente mit geteilter Aufmerksamkeit und vielfältige sprachliche Anregungen beim gemeinsamen Handeln – beispielsweise Vorlesen, Geschichten erfinden, Singen, Tanzen, Fingerspiele, Rollenspiele, Regelspiele, Waldspaziergänge, Basteln, Malen, Toben, Kochen u. a. – regen Ihr Kind zum Sprechen an. Sie als Eltern sind die ersten Kommunikationspartner ihres Kindes und entscheiden, welche Anregungen Ihr Kind erhält, wie es Sprache erlebt und dementsprechend auch, welche Möglichkeiten es hat, sich sprachlich zu entwickeln.
Praktische Tipps zur Förderung der kindlichen Sprachentwicklung
Im Kapitel „Sprachentwicklung bei Kindern“ können Sie sich über den Verlauf der Sprachentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren informieren. Hier soll es darum gehen, wie man diesen Verlauf günstig beeinflussen bzw. etwaigen Defiziten im häuslichen Umfeld begegnen kann.
Sie erhalten sowohl allgemeine Ratschläge zum sprachlichen Umgang mit Kindern von 0 bis 5 Jahren als auch ganz konkrete Spielideen, die Ihnen und den Kindern hoffentlich viel Freude machen werden.
Für ein Kind sind vor allem die Eltern bzw. die Personen, die am meisten Kontakt mit ihm haben, Vorbilder für seine sprachliche Entwicklung. Es lernt Sprache durch Nachahmung, indem es das Sprachangebot hört und immer wieder versucht, es zu imitieren.
Um dem Kind ein möglichst gutes sprachliches Vorbild zu sein, sind die folgenden allgemeinen Tipps besonders wichtig:
• Achten Sie darauf, nicht zu schnell zu sprechen.
Wir Erwachsene neigen als geübte Sprecher im Alltag dazu, sehr schnell zu sprechen. Für ein Kind, das das Sprechen gerade erlernt, stellt dies eine große Hürde dar. Nur wenn Sie langsam und deutlich sprechen, hat Ihr Kind die Chance, das Gesagte richtig wahrzunehmen.
• Passen Sie Ihr Sprachniveau dem Niveau des Kindes an.
Je jünger das Kind ist, desto einfacher sollten Sie die Sätze formulieren. Spricht das Kind beispielsweise erst einzelne Wörter, versuchen Sie, möglichst kurze Sätze von ca. 2-4 Wörtern zu bilden (z. B. „Sieh mal! Ein Hund. Der Hund bellt.“). Verwenden Sie gerade bei sehr jungen Kindern möglichst wenige Nebensätze und achten Sie darauf, einfache Wörter zu benutzen.
• Versprachlichen Sie Ihren Alltag, indem Sie dem Kind das beschreiben, was Sie gerade sehen oder machen. Auch wenn Ihr Kind noch nicht in der Lage ist, Ihnen zu antworten, führen Sie kleine „Dialoge“ mit ihm. Benennen Sie die Dinge, mit denen es sich gerade beschäftigt.
• Versuchen Sie, möglichst immer die gleichen Bezeichnungen für den gleichen Gegenstand (z. B. nicht Lkw, Lastwagen und großes Auto durcheinander) und die gleiche Formulierung für eine bestimmte Situation zu verwenden (wenn Sie z. B. wissen möchten, ob das Kind Durst hat, fragen Sie nicht immer anders: „Hast du Durst?“ „Möchtest du etwas trinken“, „Soll ich dir etwas zu trinken geben“…). Sie werden merken, dass das Kind deutlich schneller weiß, was Sie meinen.
• Seien Sie nicht zu schnell enttäuscht, wenn Ihr Kind ein bestimmtes Wort auch nach vielen Wiederholungen noch nicht beherrscht. Ein Kind muss einen neuen Begriff etwa 300-mal hören, bis es ihn aktiv in seiner Sprache verwendet!
• Verfallen Sie nicht in die ‚Babysprache’ (z. B. „heia“ für „schlafen“ oder „wau-wau“ für „Hund“), sondern verwenden Sie von Anfang an die richtigen Begriffe.
• Versuchen Sie, dem Kind die Freude am Sprechen zu vermitteln. Singen Sie ihm etwas vor und machen Sie Fingerspiele mit ihm. Später kann es dann auch mitsingen bzw. mitsprechen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Sie besonders gut singen können oder möglichst viele verschiedene Fingerspiele kennen. Im Gegenteil, das Kind wird es lieben, wenn Sie immer wieder das Gleiche mit ihm machen. Beispielsweise wird es sich bei „Hoppe, hoppe, Reiter“ schon vorher auf das „plumps“ am Ende freuen.
• Variieren Sie Ihre Sprechmelodie, die Betonung und die Pausen beim Sprechen. Imitieren Sie beispielsweise Tiere und geben Sie verschiedenen Personen im Spiel verschiedene Stimmen. Seien Sie abwechslungsreich und übertreiben Sie ruhig ein wenig. Machen Sie Pausen, um Spannung aufzubauen oder die Aufmerksamkeit des Kindes zu wecken.
• Schalten Sie andere Geräuschquellen beim gezielten Spiel mit dem Kind möglichst aus. Lassen Sie beispielsweise nicht das Radio oder den Fernseher im Hintergrund mitlaufen, sonst kann sich das Kind nicht auf Ihr Sprachangebot konzentrieren.
Sprache ist das wichtigste Mittel, um in Kontakt mit anderen Menschen zu treten. Da Kinder die Sprache erst langsam erlernen müssen, machen Sie als Eltern den ersten Schritt und stellen Sie einen Kontakt mit Ihrem Kind her. Versuchen Sie, seine Aufmerksamkeit zu wecken. Schauen Sie es dabei an, berühren Sie Ihr Kind und sprechen Sie mit ihm. Sollte das Kind keinerlei Interesse an Liedern oder Reimen zeigen, holen Sie es dort ab, womit es sich gerade beschäftigt. Vielleicht interessiert sich Ihr Kind gerade für Dinge, die sich bewegen oder Geräusche machen. Benennen Sie dann den Gegenstand, den das Kind beobachtet. Erzählen Sie ihm von seiner Funktion oder bieten Sie ihm ähnliche Dinge an, die das Kind interessieren könnten.
Es kommt nicht darauf an, was Sie dem Kind erzählen, sondern dass Sie ihm etwas erzählen. Selbst im oft stressigen Alltag werden sich sicherlich kurze Momente finden, in denen Sie die Aufmerksamkeit Ihres Kindes wecken und gemeinsam Sprache „erleben“ können (z. B. die Zeit beim Wickeln, beim Autofahren, beim Spazierengehen, beim Spülen oder Wäschefalten).
Die oben genannten Ratschläge können Sie sowohl bei Kindern anwenden, die eine völlig normale Sprachentwicklung durchlaufen, als auch bei Kindern, die schon sprachliche Defizite zeigen und/oder sich bereits in einer logopädischen Therapie befinden.
Bedenken Sie bitte, dass die Sprachentwicklung von Kindern sehr unterschiedlich verlaufen kann. Während manche Kinder schon mit 10 Monaten beginnen, erste Wörter zu sprechen, fangen andere damit erst einige Monate später an.
Manche Kinder sprechen lange nur einzelne Wörter, andere bilden schon schnell ganze Sätze. Obwohl Kinder die angeborene Fähigkeit besitzen, ihre Muttersprache zu erlernen und die meisten Kinder dabei keine Schwierigkeiten haben, fällt es manchen Kindern schwer, sprechen zu lernen. Sie können Ihr Kind bei diesen schwierigen Entwicklungsschritten unterstützen. Je mehr Hilfe Sie ihm dabei geben, desto einfacher wird ihm der Spracherwerb fallen.
Tipps zur Modellierung der Sprache Ihres Kindes
Korrigieren Sie Ihr Kind nicht direkt, wenn es ein Wort falsch benutzt oder ausspricht. Niemand wird gerne kritisiert, auch kann dadurch die natürliche Sprechfreude und Kommunikationslust gehemmt werden. Ebenso wenig macht es Spaß, häufig aufgefordert zu werden, etwas nachzusprechen oder „nochmal richtig zu sagen“. Wenn ein Kind Angst hat, etwas Falsches zu sagen, wird es vielleicht lieber schweigen. Außerdem unterbricht das direkte Korrigieren den natürlichen Kommunikationsfluss zwischen Ihnen.
Wie kann mein Kind die Sprache besser verstehen?
Sichern Sie sich die Aufmerksamkeit des Kindes:
• Blickkontakt herstellen.
• Während des Sprechens mit dem Kind andere Tätigkeiten kurz unterbrechen.
• Zu viele Hintergrundgeräusche sind wie Störmanöver und beeinflussen Aufmerksamkeit und Konzentration.
• Das Horchen fördert die Kommunikation.
• Achten Sie auf Ihre eigene Sprache, seien Sie ein Sprachvorbild:
• Viel Mimik und Gestik anbieten.
• Die wichtigen Wörter im Satz deutlich betonen.
• Langsam und deutlich sprechen.
• Einfache und kurze Sätze verwenden.
• Vergewissern Sie sich, ob das Kind Sie wirklich verstanden hat:
• Gezielte Nachfragen stellen („wer hat …?“, „wo wurde …?“), nicht nur fragen: „Hast Du verstanden?“
• Hat ihr Kind Sie nicht verstanden, keine zusätzlichen Informationen geben, sondern Inhalte lieber vereinfachen und ihm durch Zeigen und Handeln helfen.
• Lassen Sie ihrem Kind Zeit!
Wie kann ich die Sprache meines Kindes fördern?
• Das Singen von Kinderliedern, kleine Krabbelverse und Reime gehören zu den besten Mitteln der Sprachförderung.
• Nicht die fehlerhafte Form zählt, sondern die Mitteilung, die das Kind macht! Wenn wir die Fehler dauernd kritisieren, hemmen wir das Kind in seinen spontanen Sprechversuchen.
• Zeigen Sie ihrem Kind die Welt! Nur Dinge, die das Kind kennt, kann es benennen.
• Es ist deshalb wichtig, dass das Kind viel Neues kennenlernt. Die Wörter müssen mit Situationen und Handlungen verbunden werden, beim Spielen, beim Essen, beim Spazierengehen. Erst wenn es eine Erfahrung mit einem Gegenstand gemacht hat, kann es das dazugehörige Wort mit Inhalt füllen.
• Kinder brauchen keine Babysprache.
• Im Spiel entdecken die Kinder Sprache und viel Wissen. Sprechen und lustvoll Spielen gehören zusammen. Funktions- und Rollenspiele, Regel- und Gesellschaftsspiele bieten eine Fülle von Sprech- und Sprachanlässen.
• Kinder hören sehr gerne Geschichten. Erzählen Sie einmal nur den Anfang einer Geschichte und lassen Sie Ihr Kind ein Ende finden.
• Wenn Bilder und Bilderbücher zum Gespräch führen, dann ist das die beste Sprach- und Denkförderung.
• Sprache und Sprechen sollen Spaß machen.
Korrektives Feedback
Gut ist das „korrektive Feedback“, bei dem Sie dem Kind signalisieren: Ich habe verstanden, was du mir sagen willst und sage dir durch das sprachlich korrekte Wiederholen deiner Äußerung, wie es richtig heißt.
Dabei nutzen Sie die natürliche Fähigkeit Ihres Kindes, sich an seiner Umgebungssprache zu orientieren und eigenständig Regeln zu erkennen, ohne explizit auf Fehler hinzuweisen. Ihr Kind fühlt sich dann verstanden. In der Regel wird Ihr Kind darüber von selbst die entsprechende Regel erschließen.
Beispiele für das korrektive Feedback:
Kind: „Da Wau-Wau!“
Ihr Feedback: „Ja, da ist ein Hund. Der macht wau-wau.“
Kind: „Dann Jacke anziehen.“
Ihr Feedback: „Ja genau, dann ziehen wir die Jacke an.“
Kind: „Da ist eine Tatze.“
Ihr Feedback: „Ja, da ist eine Katze.“
Das Kind erfährt über Ihre inhaltliche Bestätigung Anerkennung für seine sprachliche Leistung und kann gleichzeitig seine eigene mit Ihrer Äußerung vergleichen. Daraus kann es mit der Zeit neue Regeln ableiten und dann selbst verwenden.
Wichtig ist, dass die Korrekturen den kindlichen Redefluss nicht behindern. Daher sollten Sie sich bei vielen Auffälligkeiten auf einige, die Verständlichkeit am meisten beeinträchtigenden „Fehler“ konzentrieren und die Zielwörter möglichst natürlich betont, aber deutlich aussprechen.
Haben Sie Geduld mit Ihrem Kind. Jeder braucht Zeit, um neu Gelerntes auch anzuwenden, und manchmal ist die Zeit für bestimmte Entwicklungsschritte auch noch nicht gekommen.
Unter folgenden Links finden Sie weitere Tipps zur Unterstützung beim Spracherwerb und Spielideen zur Kommunikationsanregung, um Ihrem Kind eine bestmögliche sprachliche Entwicklung zu ermöglichen.
Sprachförderung im Alltag vom 1. bis zum 6. Lebensjahr – auch in russischer & türkischer Sprache:
http://www.sprich-mit-mir.org/sprachfoerderung/tipps-fuer-den-alltag
Sprachförderung bei Mehrsprachigkeit:
dbl-ev.de – Wie unterstützen Eltern den Spracherwerb ihrer Kinder bei Mehrsprachigkeit?
Mehr und mehr Kinder werden zweisprachig erzogen. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung spricht mehrere Sprachen. Das kann für Kinder, die hier aufwachsen, eine große Chance bedeuten, sowohl ganz allgemein als auch für ihre spätere berufliche Entwicklung.
Welche Sprache soll Ihr Kind sprechen?
Wichtig ist, dass es in Ihrer Familie klare Regeln für den Umgang mit Sprache gibt. Diese Regeln müssen für das Kind deutlich erkennbar sein.
Für den Spracherwerb sowie die Sprachentwicklung ist es wichtig, dass Sie, die Eltern, in Ihrer jeweiligen Muttersprache mit dem Kind sprechen. Da Sie diese Sprache gut beherrschen und sich selbst in dieser Sprache sicher fühlen, fördern Sie nicht nur die Sprache, sondern die gesamte Entwicklung Ihres Kindes.
Sie sollten sich von Anfang an entscheiden, welche Sprache Sie sprechen möchten, denn eine klare Sprachtrennung Ihrem Kind das Sprechen lernen erleichtert.
Grundsätzlich gilt: Ihr Kind darf entscheiden, in welcher Sprache es spricht. Es wird sich oft für die Sprache entscheiden, die es besser beherrscht.
Tipps für die zweisprachige Erziehung:
Sprechen Sie mit Ihrem Kind in Ihrer Muttersprache.
Verwirren Sie Ihr Kind nicht, indem Sie in einem Gespräch zwischen verschiedenen Sprachen wechseln.
Es ist gut, wenn Ihr Kind jeweils eine Sprache mit einer Person spricht.
Wenn Sie selbst eine positive Einstellung zu allen beteiligten Sprachen haben, fällt es Ihrem Kind leichter, diese Sprachen zu lernen.
Ermöglichen Sie Ihrem Kind Kontakte zu Personen, die die weniger geübte Sprache sprechen, um auch diese lebendig zu halten.
Üben Sie nicht mit Ihrem Kind. Wir alle, also auch Ihr Kind, lernen am besten, wenn uns das Lernen Spaß macht und nicht als anstrengend empfunden wird. Deshalb hilft es Ihrem Kind am meisten, wenn Sie mit ihm im Alltag in ganz normalen Situationen, in ganz normalen Sätzen reden und spielen.
Nehmen Sie Ihr Kind ernst, indem Sie ihm zuhören, Ihr Kind aussprechen lassen,
Ihr Kind nicht korrigieren, während es redet, mit ihm spielen, statt zu üben,
es nicht nachsprechen lassen, in vollständigen, aber nicht zu komplizierten Sätzen wiederholen, was es gesagt hat. Sie zeigen Ihrem Kind damit, dass Sie es verstanden haben und bieten ihm so ein korrektes Sprachvorbild.
Wann sollten Sie sich beraten lassen?
• Wenn Sie sich Sorgen über die Sprachentwicklung Ihres Kindes machen.
• Wenn Sie sich unsicher sind im Umgang mit den Sprachen.
• Wenn Ihr Kind sich weigert, mit bekannten Personen zu sprechen.
• Wenn es im Kindergarten oder in der Schule Probleme mit der Zweisprachigkeit gibt.
• Wenn Sie nicht wissen, für welche Sprache Sie sich entscheiden sollen.
Was können Eltern tun, um die mehrsprachige Entwicklung ihrer Kinder zu unterstützen?
Als Sprachförderung bei Bilingualität gilt es, wenn jedes Elternteil mit dem Kind in seiner eigenen Muttersprache spricht. Das Kind erlernt dadurch zum einen, dass eine bestimmte Person diese eine Sprache spricht. Ihm wird von Anfang an gezeigt, dass es bei dieser Person die Sicherheit gibt, diese eine Sprache zu verstehen und zu verwenden. Zum anderen wird damit verhindert, dass das Kind den Akzent des nichtmuttersprachlichen Elternteils sowie gegebenenfalls grammatikalische Fehler übernimmt. Eine akzentfreie Sprache ist in der Regel nur gegeben, wenn eine Person diese Sprache als Muttersprache erlernt hat.
Hinweise auf eine Sprachentwicklungsstörung bei Bilingualität
Beide Sprachen sind betroffen.
Late-Talker-Vergangenheit in beiden Sprachen. Es treten keine Verbesserungen in der Nicht-Muttersprache (L2=Deutsch) auf, obwohl das Kind seit 12-18 Monaten regelmäßigen Kontakt zur Sprache hat.Es liegt ein begrenzter Wortschatz vor. Es liegt eine eingeschränkte phonologischen Bewusstheit vor.
Hilfreiche Literatur:
Zweisprachigkeit/Bilingualität: Ein Ratgeber für Eltern (Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute) von Solveig Chilla und Annette Fox-Boyer.
Logopädie – 13 Tipps für Eltern, wie der Spracherwerb des Kindes gefördert werden kann
Die meisten Kinder erlernen die Muttersprache wie von selbst. Allerdings gibt es immer mehr Kinder mit unterschiedlich ausgeprägten Sprachstörungen. Nach der Meinung von Experten sind in einem Jahrgang etwa 10 Prozent der Kinder von einer Sprachentwicklungsstörung betroffen, die einer Behandlung bedarf. In den meisten Fällen bemerken die Eltern oder andere nahestehende Personen, dass das Kind im Vergleich zu gleichaltrigen Spielkameraden Probleme mit der Sprache hat. Zeitgleich mit einer logopädischen Behandlung kann ein sprachförderndes Verhalten der Eltern oder Erziehungsberechtigten das Kind enorm bei der Sprachentwicklung unterstützen.
Wenn sich Erwachsene mit Kindern unterhalten, wird meist das Sprachniveau und die Sprechweise an den Entwicklungsstand des Kindes angepasst. So werden dem Kind intuitiv sprachfördernde Anreize geboten. Jedoch ist in manchen Fällen die Fähigkeit, Kindern die Sprache kindgerecht nahezubringen, verloren gegangen oder nie erlernt worden. Deswegen gibt es immer wieder große Unsicherheiten, wie man sich gegenüber sprachentwicklungsgestörten Kindern verhalten soll.
Anregungen zur Förderung der sprachlichen Entwicklung des Kindes können Sie aus den folgenden Ratschlägen erhalten. Mit diesen können Sie nicht nur die sprachliche Entwicklung des Kindes fördern, sondern auch die logopädische Behandlung zu Hause fortführen. Dabei sollte aber bedacht werden, dass bei einer schweren Entwicklungsstörung professionelle Hilfe notwendig ist und sprachförderndes Verhalten alleine nicht ausreichen wird. Auch sollten alle Freunde und Verwandte eingeweiht werden, damit auch sie ihr Verhalten an das Kind anpassen können und die Freude an der Sprache nicht verloren geht.
1. Schaffen Sie sich kleine Auszeiten mit dem Kind.
Da der Alltag ausgefüllt ist mit Verpflichtungen und den Bedürfnissen der anderen Familienmitglieder, ist es oft nicht möglich, sich sofort und in jeder Situation auf das Kind einzulassen. Dem kann aber entgegengewirkt werden, indem in den Alltag kleine Pausen eingebaut werden, in denen nur die sprachfördernde Kommunikation mit dem Kind wichtig ist. Dabei muss es sich nicht um Stunden handeln, diese Pausen können auch kurz gehalten werden. Am wichtigsten dabei ist, dass es Momente sind, in denen Sie ruhig und gelassen mit dem Kind sprechen können, ohne dabei Ihr eigenes Sprachverhalten aus den Augen zu verlieren. Fangen Sie zunächst nur mit einer oder zwei der folgenden Anregungen an. Wenn diese erfolgreich sind, können Sie weitere Punkte miteinfließen lassen.
2. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind interessiert und aufmerksam ist.
Ein aufmerksames und interessiertes Kind lernt viel besser als ein Gelangweiltes. Achten Sie darauf, womit sich das Kind momentan beschäftigt und verwenden Sie diese Beschäftigung für ein sprachförderndes Gespräch. Wenn das Kind gerade nicht mit etwas spielt, erkennen Sie gut an der Blickrichtung, womit es sich gerade gedanklich beschäftigt.
3. Nehmen Sie die Sprachversuche des Kindes an.
Niemand ist perfekt, ermahnen Sie Ihr Kind nicht. Es macht die Fehler beim Sprechen nicht, weil es faul ist, sondern weil es das einfach nicht besser machen kann. Dahinter steckt keine böse Absicht. Wenn das Kind einen Fehler macht, konzentrieren Sie sich auf seine Persönlichkeit, nicht auf die Fehler. Wenn ein Kind ständig verbessert, kritisiert oder korrigiert wird, steigt der Druck an und die Misserfolge mehren sich. Im schlimmsten Fall bekommt das Kind ganz allgemein Angst vor dem Sprechen.
4. Wenn Fehler gemacht werden, bringen Sie die Aussagen in die richtige Form.
Fordern Sie dabei das Kind nicht zum Nachsprechen auf. Wenn es einen Fehler macht, formulieren Sie die Aussage um und ergänzen diese nach Möglichkeit weiter. Wenn Sie den Fehler wortwörtlich wiederholen, irritieren Sie das Kind nur und es wird müde.
Wenn ein Wort falsch ausgesprochen wird, wiederholen Sie das Wort in der richtigen Form:
Kind: Da, eine Datze!
Antwort: Ja, das ist eine Katze. Schau, die Katze läuft über die Wiese.
Wenn ein falscher Begriff verwendet wird, wiederholen Sie den Begriff in der richtigen Form:
Kind: Der Apfel ist gut. (Es ist aber eine Birne.) Reaktion: Ja, ein Apfel ist auch süß, aber das da ist eine Birne. Sie ist grün und ist nicht so rund wie der Apfel. Wenn der Satz falsch gebildet wird, wiederholen Sie den Satz in der richtigen Form:
Kind: Mama, Katze Milch trinkt.
Reaktion: Ja, die Katze trinkt Milch. Schau, wie schnell die Katze trinken kann!
5. Wiederholen Sie immer wieder die richtigen Begriffe in einem kompletten Satz.
Auf diese Art der Wiederholung wird einerseits die Aussage des Kindes bestätigt und andererseits können Sie so Ihre Aufmerksamkeit zeigen. Durch die Wiederholungen hört das Kind die richtigen Begriffe und kann sie sich so besser merken. Wenn das Kind nicht ständig verbessert wird, wird seine Freude am Sprechen erhalten und es traut sich eher, Neues auszuprobieren.
6. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Erlernen der Muttersprache oder einer Fremdsprache.
Beim Lernen der Muttersprache hört das Kind nicht wie bei einer Fremdsprache einzelne Vokabeln, sondern immer ganze Sätze und die Vokabeln im Bezug zu ihnen. Deswegen sollten Sie einzelne Begriffe immer mit anderen Wörtern umgeben, damit das Kind den Zusammenhang erkennen kann. Wenn Sie zum Beispiel eine Birne anbieten, dann sollten Sie nicht nur „Birne“ sagen, sondern einen ganzen Satz oder besser noch eine kleine Geschichte dazu bilden. „Schau, da hast du eine Birne. Die Birne ist grün und hat viele kleine Kerne. Schmeckt dir die Birne gut?“ So kann das Kind die Zusammenhänge besser erfassen und filtert die Teile für sich heraus, die ihm noch neu sind und die es beim Lernen der Sprache gebrauchen kann.
7. Binden Sie das Kind in Alltägliches ein und lassen Sie es so viel wie möglich alleine machen.
Nur, wenn ein Kind selbstständig handeln kann, wird es Erfahrungen sammeln können. Dabei kann es beim Einkaufen ebenso wie beim Kochen, Aufräumen oder Abwaschen mit in Ihre Tätigkeiten eingebunden werden. Während das Kind verschiedene Erfahrungen mit Dingen, Situationen und Gefühlen macht, lernt es „nebenbei“ den richtigen Umgang mit der Sprache. Beschreiben und benennen Sie die Umgebung des Kindes und womit es gerade beschäftigt ist.
8. Interessieren Sie sich für Ihr Kind und hören Sie aufmerksam zu.
Wenn Ihr Kind mit Ihnen spricht, unterbrechen Sie es nicht. Versuchen Sie dabei, eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, damit das Gespräch ungestört verlaufen kann. Lassen Sie dem Kind genügend Zeit, um die richtigen Begriffe zu finden.
9. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind Blickkontakt zu halten, während es spricht.
Sie zeigen dadurch Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Kind sieht, wie Sie den Mund beim Sprechen bewegen. Somit kann es die Bewegungen leichter nachahmen.
10. Sprechen Sie langsam, deutlich und in kindgerechten Sätzen.
Vermeiden Sie aber dabei Babysprache. Es spielt keine Rolle, ob Sie hochdeutsch oder Dialekt sprechen, denn beides gehorcht denselben Regeln.
11. Animieren Sie das Kind zum Sprechen oder dazu, Fragen zu stellen. Versuchen Sie aber nicht, das sprachliche Können abzufragen. Wenn das Kind gemeinsam mit Ihnen etwas erzählt oder mit Ihnen spricht, macht ihm das viel mehr Spaß als einfaches Nachsprechen.
12. Lassen Sie das Kind nicht zu viel fernsehen.
Beim Fernsehen findet keine Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern statt, sondern wird das Kind „berieselt“. Diese Berieselung kann den Umgang mit der Umwelt nicht ersetzen.
13. Bieten Sie dem Kind Sicherheit.
Dazu gehört ein geregelter Tagesablauf ebenso wie eine feste Bezugsperson oder eine verlässliche Umwelt. Am wichtigsten ist für ein Kind Zuwendung; sie ist viel wichtiger als eine Menge oder teures Spielzeug.