Trachealkanülenmanagement

Trachealkanülenmanagement – Fluch oder Segen für Patienten und ihre Angehörige

Für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene bedeutet die Versorgung mit einer Trachealkanüle einen erheblichen Verlust an Lebensqualität. Eine Trachealkanüle ist ein sehr großer Einschnitt in das Leben des Betroffenen und dessen Angehörigen. Ein kurzer Besuch bei Freunden oder in den Zoo ist verbunden mit Vorbereitung und einer großen Überwindung und zu Beginn mit Scham und dem Gedanken verbunden, „was denken die Anderen“. Die Atmung erfolgt nicht mehr transnasal, das bedeutet, dass die Nase nicht mehr als Atmungsorgan mit all ihren Vorteilen dient, sondern durch die Kanüle. Aufgrund dessen fallen die physiologischen Funktionen des Nasen-Rachenraumes, wie das Erwärmen, Filtern und Anfeuchten der Luft, weg. Die Atmung erfolgt ausschließlich durch die Trachealkanüle. Zudem wird der Kehlkopf ganz umgangen. Dadurch ist keine Phonation mehr möglich. Zudem ist die Kanüle am Hals deutlich sichtbar.
Ein definitives Tracheostoma nebst Trachealkanülenversorgung wird notwendig, wenn davon auszugehen ist, dass dauerhafte Schwierigkeiten bei der Atmung, bei Weaning oder chronischer Insuffizienz des Einatmens oder des Schluckens zu erwarten sind. Nach einer Laryngektomie ist eine Trachealkanülenversorgung obligatorisch.
Das Nutzen der Tracheotomie ist nicht von der Handzuweisen. Die Sicherung der Atemwege ist das Wichtigste. Eine erhöhte Effizienz der Bronchialtoilette gehört ebenfalls zu den Vorteilen.

Es gibt eine große Vielzahl verschiedener Ausführungen von Trachealkanülen. Dies unterscheiden sich in Funktion, Bauart, Material sowie Zubehör. So gehören bei der Auswahl der „richtigen“ Kanüle Form, Flexibilität, Größe sowie deren Beschaffenheit zu den Kriterien.

Die Grundunterscheidungsmekmale der Kanüle sind:
● Cuff
o ohne Cuff, deswegen nicht blockbar
o walzenförmig
o kugelförmig

● Druckventil
o selbstregulierend wie die LANZ-Ventile
o selbstblockend wie bei der Bivona
o einfache Niederdruckmanchette

● Material
o Silber
o spezieller Kunststoff
o Silikon

● Absaugmöglichkeiten
o mit oder ohne zusätzliche Absaugung oberhalb des Cuffs (Suction Aid)

● Fensterung
o Fensterung
o Siebung

● Art
o mit oder ohne Innenkanüle (Seele)

Für tracheotomierte Patienten gibt es Trachealkanülen mit erhaltener Funktion des Larynx und weiteren essenziellen Voraussetzungen zur Phonation wie zum Beispiel genügend subglotischer Druckaufbau.
Diese Kanülen haben eine Siebung oder Fensterung im äußeren Bogen. Dadurch kann die Ausatemluft zum Kehlkopf gelangen, welche die Stimmlippen für die Phonation in Schwingung versetzt. Die Stimmqualität ist sehr stark von der Abdichtung des Tracheostomas durch das Kanülenschild sowie den Kanülenkörper abhängig.

Cuff
Der Cuff fixiert die Trachealkanüle in der Mitte der Trachea und bildet den Abschluss. Der Cuff verschließt die Luftröhre jedoch nicht vollständig, weshalb er keinen Schutz vor Aspiration bieten kann. Ein Cuff wird mit Luft geblockt. Dabei ist entscheidend, mit wie viel Druck der Cuff an der Luftröhrenschleimhaut anliegt und nicht wie viel Luft in dem Cuff ist.
Der Druck darf nicht höher als in den Kapillaren sein, damit der Austausch von Nährstoffen und Sauerstoff nicht unterdrückt wird.

Suction Aid
Es gibt Trachealkanülen, die eine Suction Aid Funktion enthalten. Dies ist ein Kanal, über den man das angesammelte Sekret auf dem Cuff von außen entfernen kann. Dies ist wichtig bei Patienten, die wegen ihrer schweren Erkrankung nicht entblockt werden können oder bei denen es zu Aspirationen von Speichel kommt. Man sollte nicht mit einer Spritze absaugen, da man den Unterdruck dadurch nicht kontrollieren kann. Für die Absaugung gibt es spezielle Geräte, die in Intervallen das Sekret entfernen.

Sprechen mit Trachealkanülen
Beim erstmaligen Einrichten dieser „Sprechsituation“ muss äußerst sorgsam und gewissenhaft vorgegangen werden. Einige Vorbereitung sollten seitens der Therapeut*innen und der Betroffenen getroffen werden. Der Richtige Umgang mit dem Entblocken sowie des Cuff ggf. der Wechsel der Innenkanüle der sogenannten Seele ist sehr wichtig. Auch der behutsame Umgang mit dem Sprechventil elementar.
Mit einer ungesiebten Trachealkanüle mit Cuff ist das Sprechen nicht möglich, da der Luftstrom unterbrochen ist und die Stimmlippen deswegen nicht schwingen können. Für das Sprechen gibt es Sprechkanülen mit Fensterung bzw. Siebung. Dies ist entweder eine größere Öffnung oder kleine Löcher im oberen, gebogenen Teil der Kanüle. Durch diese Öffnungen kann die Luft teilweise zum Kehlkopf gelangen.
Sprechventile
Es ist ein Hilfsmittel, aus auf die Kanüle, die gefenstert sein muss, aufgebracht. In ihr ist ein Membran, welche bei der Ausatmung die Trachealkanüle verschließt und den Luftstrom zum Kehlkopf lenkt. Dadurch wird wieder der physiologische Luftweg hergestellt, weshalb die subglottischen Druckrezeptoren enerviert und die Sensibilität im Rachenraum erhöht wird. Dies sind Voraussetzungen für das Sprechen und für das Schlucken.

Schlucken bei der Trachealkanüle
Bei Patienten mit Trachealkanüle können durch die Kanüle Beschwerden bei dem Schluckvorgang auftreten. Vor dem Hintergrund der Aspirationsgefahr, werden Patient*innen versorgt, die nicht mehr physiologisch Schlucken können. Eine geblockte Trachealkanüle ist kein Schutz für ein Essen und Trinken ohne Aspiration. Eine Trachealkanüle kann verschiedene Auswirkungen auf das Schlucken haben. Der Patient*innen kann durch die veränderte Luftführung die Nahrungsreste im Rachen schlechter wahrnehmen. Zudem werden auch wichtige Schutzmechanismen wie das Husten und das Räuspern eingeschränkt.

Aktive Atemluftklimatisierung
Die Befeuchtungsleistung durch ein HME kann eventuell nicht ausreichen. Dies äußert sich beispielsweise durch starkes und/oder zähes Sekret, Borkenbildung oder erschwerte Einatmung.
Die optimale Raumluftfeuchtigkeit (relative Luftfeuchtigkeit) liegt bei ca. 60 % und sollte nicht unter 50 % liegen. Durch Raumluftbefeuchter oder Verdunstern und Zimmerbrunnen, sowie Wasserschalen kann die Luftfeuchtigkeit deutlich verbessert werden.

Sekretmanagement
Ein wichtiges Thema ist ein effektives Sekretmanagement ist eine Grundvoraussetzung bei der Therapie von Patienten mit eingeschränktem Hustenstoß.
Innenkanülen dienen der Vereinfachung des Trachealkanülen- und Sekretmanagements und sind ein essenzieller Bestandteil der Versorgung. Die Innenkanüle kann problemlos entfernt und gereinigt werden, während die Außenkanüle im Tracheostoma verbleibt.
Dies stellt einen hohen Komfort für den Patienten dar. Die tracheale Absaugung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Sekretmnagements.

Gründe für die Absaugung
Durch den natürlichen Prozess von Lunge und Luftröhre wird Schleim und sekret produziert. Dies dient der Befeuchtung und der Reinigung der Atemuft. Dadurch werden unerwünschte, eventuell krankmachende Partikel aus der Atemluft gefiltert. Durch das Sekret werden diese Partikel nach oben transportiert, wo diese dann abgesondert werden.
Die Sekretproduktion bei Patienten mit Tracheostoma ist, durch die fehlenden Nasenfunktionen meist erhöht. Die Stärke der Sekretproduktion ist bei jedem Patienten unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab wie z.B. speziellen Grunderkrankungen, von der Häufigkeit der HME-Verwendung ab.

Es gilt: So oft wie nötig, so selten wie möglich.