Kindlicheentwicklung im Überblick

Der Prozess der Sprachentwicklung beginnt bereits vor der Geburt. Ein ungeborenes Kind trainiert die Lippen, die Zunge und den Gaumen, indem es beispielsweise den Daumen in den Mund steckt oder Fruchtwasser trinkt. Ebenso bedeutsam sind die Stimmen, die schon ab dem fünften Monat der Schwangerschaft vom Fötus wahrgenommen werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig, schon mit dem ungeborenen Kind zu sprechen und/oder ihm etwas vorzusingen. Ist das Kind auf der Welt, so kann es erst einmal nur durch Schreien auf sich aufmerksam machen. Bereits nach einem Monat kann das Schreien durch die Stimme variieren und weitere Laute wie Gurren und Quietschen kommen hinzu. Ab dem sechsten Lebensmonat beginnen die Babys zu plappern.

Im Folgenden werden die „Meilensteine der kindlichen Sprachentwicklung“ aufgezählt:

1. Monat
Eines der wichtigsten Signale des Kindes in den ersten Wochen ist das Schreien. Durch das Schreien werden die Wachzeiten des Kindes angekündigt und gleichzeitig fordert das Kind die Eltern auf, sein Bedürfnis nach körperlichem Wohlbefinden und Nahrung zu befriedigen.

2.– 3. Monat
Mit den typischen Lall-, Gurr- und Schnalzlauten beginnt ein Kind ab dem 2. Monat, es experimentiert mit seinen Sprechorganen. Dies tun auch Kinder die gehörlos zur Welt kommen! Die Eltern reagieren auf ihr Kind mit einer Art melodischem Singsang, das heißt, sie sprechen mit einer höheren Stimme mit dem Kind. Die Lall-Äußerungen der Kinder werden mehrfach wiederholt, die Eltern dehnen die Vokale teilweise übertrieben und sprechen in kurzen einfachen Sätzen. Dieses Verhalten wird in vielen Kulturen so oder ähnlich bei Frauen und auch bei Männern beobachtet. Wünsche oder Missfallen werden deutlicher zum Ausdruck gebracht, das Kind reagiert mit Schreien, Wegdrehen oder mit dem Abbruch des Blickkontakts.

4. – 7. Monat
Vom 4. bis zum 7. Monat beginnt die Phase, in der Säuglinge die Laute der Menschen spiegeln, die sie umgeben. Dies sind die sogenannten Echolaute. Die Kinder versuchen, Silbenreihen zu produzieren, überprüfen und verfeinern sie. Aus diesem Entwicklungsschritt entstehen erste differenzierte Dialoge zwischen dem Kind und seinen Eltern.
Die nun hergestellte Verbindung zwischen Hören, Sehen und Sprechen ist der erste Schritt von spontanen Lautäußerungen hin zu einer gezielten Artikulation. Gehörlose Kinder produzieren keine Lallsequenzen und es sollte eine Gehörüberprüfung veranlasst werden!

8. – 12. Monat
Sprachverständnis:
Zwischen dem 8. und 12. Monat beginnt die Phase, in der ein Kind Sprache verstehen kann. Es begreift die Bedeutung einzelner Wörter und versucht danach zu handeln. Dieses Verstehen passiert jedoch lange bevor das Kind die Wörter selbst aussprechen kann.
Gesten:
Das Kind ahmt kulturabhängige Gesten wie „winke-winke“ nach. Es zeigt auf Gegenstände, wenn es etwas haben möchte oder reagiert mit Kopfschütteln/Nicken, wenn es nicht/möchte.
Sprachproduktion:
Das Kind hat schon eine große Vielfalt an Lauten gelernt und bildet durch die Verdoppelung von Silben erste Wörter wie „Mama“ oder „Papa“. Einzelne Aussagen wie „Hol den Ball“ versteht es, kann solche Sätze aber selbst noch nicht produzieren. In dieser Phase treten viele alterstypische Vereinfachungsprozesse auf:
• Silbenverdopplungen, Ball – Baba
• Auslassung unbetonter Silben, Banane – Nane
• Lautauslassungen, Löffel – Löffe
• Vereinfachungen von Konsonantenverbindungen, Brot – Bot
• Lautersetzungen, Schuh – Tuh

13. – 18. Monat
Zwischen dem 13. und 18. Monat beginnt die Einwort-Phase. Das Kind spricht viele Worte nach, die es hört, häufig ohne den Sinn zu verstehen. Laute wie p, b, m, n, t und l treten in diesem Alter auf und das Kind beginnt, diese gezielt zur Wortbildung einzusetzen. Sprache ist an dieser Stelle häufig an den bestimmten Augenblick gebunden – ein Kind benennt, was es tut, sieht, hört oder fühlt. In diesem Sinn bezeichnen Einwort-Äußerungen nicht nur den Inhalt des ausgesprochenen Wortes, sondern oft eine Gesamtsituation. Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche werden in einem Wort zusammengefasst. „Ball“ kann z. B. bedeuten, den Vater darauf aufmerksam zu machen: „Guck mal, da ist ein Ball“. Damit kann aber auch gemeint sein: „Ich möchte mit dem Ball spielen“ oder „Ich möchte den Ball haben“.

18. Monat – 2. Lebensjahr
Sprachverstehen:
Der passive Wortschatz des Kindes beträgt ca. 200 Wörter. Das Kind beginnt Aufforderungen, die zwei verschiedene Handlungen enthalten, z. B. „Hol den Ball und gib ihn…“. Außerdem beginnt das sogenannte erste Fragealter, in dem Fragen durch die Satzmelodie hervorgehoben werden.
Sprachproduktion:
Laute wie w, f, g und k kommen hinzu.
Wortschatz:
Der aktive Wortschatz beträgt bis zu 50-200 Wörter, wobei primär Nomen aber auch erste Verben und Adjektive benutzt werden.
Grammatik:
Charakteristisch für diese Phase ist ein telegrammartiger Stil von Äußerungen: „mama ahm“ (Mama, ich möchte auf den Arm). Das Kind benutzt Negationswörter „Nicht haben“ und beginnt erste Fragen zu stellen „Is das?“

2. – 3. Lebensjahr
Sprachverstehen:
Das Kind ist in der Lage Zweifachaufträge zu verstehen, „Lege den Löffeln in die Tasse“. Es kann die Grundfarben zuordnen und versteh einfache Präpositionen.
Sprachproduktion:
Dem Kind gelingt es, alle Laute bis auf die Zischlaute s, sch und ch richitg auszusprechen und beginnt auch erste Konsonantenverbindungen zu benutzen.

Einige alterstypische Vereinfachungsprozesse:
• Vereinfachung von Konsonantenverbindungen, Schmetterling – Metterling
• Lautersetzungen, vor allem von sch und ch , Schuh – Su, Ich – Is
• Lautangleichungen, Treppe – Kreppe oder Drei – Grei

Wortschatz:
Der Wortschatz wird stark ausgebaut. Das Kind spricht mit 30 Monaten ca. 450 Wörter. Es gebraucht Verben, Adjektive, Adverbien, Artikel, erste Präpositionen (auf-unter), Personalpronomen (ich-du-mein) und benennt die Grundfarben.

Grammatik:
Das Kind beherrscht Mehrwortsätze mit drei oder mehr Wörtern, wobei die Endungen noch nicht richtig sein müssen. Das zweite Fragealter ist geprägt durch Wer? Was? Wo? Warum?

Das Kind konzentriert sich auf Wörter, die für die Vermittlung von Inhalten wichtig sind. Hier ist eine wichtige Parallele zum Erwerb einer Zweitsprache zu bemerken. Am Anfang des Zweitspracherwerbs konzentriert sich das Kind ebenfalls nur auf die für das Verständnis wichtigen Inhaltsworte. Feinheiten wie „und/ oder“, „in/ an“ oder „ein/ eine“ werden erst nach und nach in den Wortschatz und die grammatikalische Struktur eingebaut. Auch wenn die Wortstellung noch von der Erwachsenensprache abweicht, hat das Kind einen „Bauplan für Sätze“ im Kopf.

Die Phasen der Grammatikentwicklung nach Schaner-Wolles (1994) zeigen einen kurzen Überblick darüber, wann eine Kind ca. ein Platon erreicht haben sollte, um den nächsten Schritt gehen zu können.

Phase I (ab 12 Mon.): Einwortsätze
Phase II (ab 18 Mon.): vornehmlich Zweiwortsätze
Phase III (ab 24 Mon.): Mehrwortäußerungen
Phase IV (ab 3. J.): Korrekte Bildung von Haupt -sätzen, Erwerb grammatikalischer Funktionswörter (Artikel, Hilfsverben, Pronomen, Präpositionen)
Phase V (ab 3;6 J.): Haupt- und Nebensatzbildung, Erwerb von Akkusativ und Dativ

2. Voraussetzungen (3 Minuten)

Der Sprachbaum stellt die Entwicklung von Sprache und Kommunikation im zeitlichen Verlauf dar. In der Spracherwerbsforschung geht man davon aus, dass der Erwerb bestimmter kommunikativer und sprachlicher Funktionen von sensiblen Phasen i.S. von biologischen Zeitfenstern abhängig (Grimm, 2003). Die sensible Phase im Spracherwerb bezeichnet eine Zeitspanne, in der das menschliche Sprachsystem eine erhöhte Sensitivität hat, eine Erstsprache zu erwerben (Kauschke, 2007).
Der aktive Anteil des Kindes im Spracherwerb besteht darin, sensitiv für das Sprachangebot seiner Umgebung zu sein und diese so zu nutzen, dass neue sprachliche Strukturen i. S. von Regeln entstehen.

Ziel des Spracherwerbs aus linguistischer Sicht ist der Erwerb einer kommunikativen Kompetenz, welche die Sprachkompetenz miteinschließt. Sprachkompetenz = das erworbene mentale Wissen über die jeweilige Muttersprache (Chomsky,1993)
Aber die Gewichtung und Nutzung von Inputdaten ist altersabhängig. Ein Kind ist in den ersten Lebensjahren für bestimmte Informationsquellen hoch sensibel. Diese Sensibilität nimmt mit zunehmendem Alter rasch ab und scheint in späteren Entwicklungsphasen teilweise oder gänzlich unzugänglich zu werden. Deshalb ist Frühintervention so wichtig.

Die Eltern bauen ein kommunikatives Unterstützungssystem (= Format) auf, das eine unverzichtbare Rahmenbedingung für den Spracherwerb darstellt (Bruner, 1987). Eltern-Kind-Beziehung: Wie ein Gerüst stützen die Eltern durch Rückkopplungsstrategien und Modellfunktion die Sprachentwicklung von außen, ohne darin unterrichtet worden zu sein. Die Reichhaltigkeit des angebotenen Sprachmodells ist wichtig.
Zentral für die Entwicklung ist die Interaktion zwischen Kind und Bezugspersonen, denn Sprache ist im Wesentlichen eine soziale Fähigkeit.
Der sozial-pragmatische Ansatz (Tomasello, 2009) beinhaltet das Lernen am Modell (= Lernen über Imitation) spielt hierbei als sozial-kognitive Fähigkeit des Menschen eine wichtige Rolle.
Dem Lernen am Modell liegt die menschliche Fähigkeit der „Wir-Intentionalität“ zu gemeinsamem Handeln zugrunde („Was machen wir heute?“)
Ein Kind hat eine angeborene, hohe intrinsische Motivation zur Kooperation und empfindet eine große Freude an gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Menschen. Theory of Mind (Frith, 2004): Freude des Kindes an der Kooperation ist verbunden mit der sozialen Fähigkeit, sich zunehmend besser in andere hineindenken zu können
Die Sprachentwicklung eines Kindes ist Teil der allgemeinen kindlichen Entwicklung und steht in einer wechselseitigen Beziehung zu allen anderen Entwicklungsbereichen, d.h. der sensorischen, motorischen, sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung.

2.1.Entwicklungsbereiche

Die Sensorik
Sie bezieht sich auf die Entwicklung der unterschiedlichen Wahrnehmungs-bereiche, d.h. wie ein Mensch hört, sieht, fühlt, schmeckt, sich im Raum bewegt und all diese Eindrücke verarbeitet dies nennt man Sensorische Integration und daraus eine Vorstellung von seiner Umwelt entwickelt. Dies geschieht sowohl unbewusst als auch bewusst, je nachdem in welchem Umfang ein Mensch seine Aufmerksamkeit gezielt auf seine Umgebung richtet. Für die Sprachentwicklung eines Kindes sind alle diese Bereiche bedeutsam, von herausragender Bedeutung ist die Hörentwicklung. Die Weiterleitung und Verarbeitung der Sprachlaute der Umgebung basiert auf einer ungestörten Hör-wahrnehmung.

Die Motorik
Die Motorik umfasst alle Bereiche der Bewegung und Bewegungsabläufe. Dazu zählen die „Primärfunktionen“ eines Neugeborenen wie das Saugen, Kauen, Schlucken, Lecken ebenso wie das Trinken, Essen, Greifen und später das Sprechen, Singen, Laufen sowie Springen usw. Für die Sprach- und Sprechentwicklung eines Kindes sind mundmotorische Fähigkeiten für die Artikulation und Phonation bedeutsam, d.h. die Bewegung und das Zusammenspiel von Lippen, Zunge, Mund- und Gaumensegelmuskulatur, aber auch mimischer Muskulatur und Kaumuskulatur und Kehlkopffunktion.

Die soziale Entwicklung
Das Kind bezieht sich auf die Fähigkeit Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen, dies bedeutet u.a. Bindungsfähigkeit zu entwickeln. Grundlage dafür ist die Mutter-Kind-Beziehung. Ein Kind im Spracherwerb profitiert von einer vertrauensvollen Beziehung zu seinen Bezugspersonen, die es als Modell für erfolgreiche Kommunikation nutzen kann. Es lernt sich auf andere Menschen einzustellen und sich entsprechend sprachlich zu verhalten.

Die emotionale Entwicklung
Die emotionale Entwicklung eines Kindes bezieht sich auf die Kompetenz unterschiedliche Gefühle wahrzunehmen und selbst zum Ausdruck bringen zu können. Als universell, d.h. auf der ganzen Welt vergleichbar, werden 10 Gefühlsdimensionen angenommen: Interesse, Leid, Widerwillen, Freude, Zorn, Überraschung, Scham, Furcht, Verachtung und Schuldgefühl (vgl. Carroll E. Izard 1994). Die soziale und emotionale Entwicklung eines Kindes stehen in enger Wechselwirkung zueinander. Ein Kind, das eine vertrauensvolle Beziehung und starke Bindung zu seinen Bezugspersonen erwirbt, lernt frühzeitig positive Gefühle wie Interesse, Freude, Überraschung kennen, während ein Kind mit geringer Bindung vorrangig Gefühle wie Scham, Furcht, Verachtung oder Schuldgefühl lernt. Für die Sprachentwicklung eines Kindes ist die positive emotionale Entwicklung als Ausdruck starker Bindungsfähigkeit wichtig, damit das Kind die Eltern als Kommunikationspartner akzeptiert und von ihnen lernt.

Die kognitive Entwicklung
Die geistige oder intellektuelle Entwicklung eines Kindes wird als kognitive Entwicklung bezeichnet. Sie meint die Fähigkeit, Gegenstände, Situationen, Personen, auch die eigene Person zu erkennen und einzuordnen. Zu den kognitiven Funktionen zählen beispielsweise Sprache, abstraktes Denken wie zum Bespiel Problemlösen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung oder Wahrnehmungsfähigkeit.

2.2 Grenzsteine der kindlichen Entwicklung

In der Kindlichen Entwicklung müssen gewisse Platons erreicht werden, damit das Kind sind auf diese stützend weiterentwickeln kann.
Im Folgenden werden die sogenannten „Grenzsteine“ kurz erläutert. Diese wurden 1999 von Michaelis veröffentlicht:

Fähigkeiten des Kindes Ende des 3. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Aus der Bauchlage Kopf heben und Abstützen auf die Unterarme.
Handmotorik Die Hände werden über der Körpermitte zusammengebracht.
Denken Ein langsam vor den Augen hin- und herbewegtes, attraktives Objekt wird mit den Augen verfolgt.
Sozialverhalten Das Kind hält Blickkontakt und versucht die Kopflage zu ändern, um den Blickkontakt länger zu halten. Zurücklächeln bei bekannten und fremden Gesichter.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 6. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Wenn Sie Ihr Kind langsam aus der Rückenlage zum Sitzen hochziehen, beugt es die Arme an und hält den Kopf in Verlängerung zum Rumpf.
Handmotorik Spielzeug wird von einer in die andere Hand gegeben, das Greifen erfolgt mit der ganzen Hand.
Denken Gegenstände werden aufmerksam von einer Hand in die andere gewechselt und in den Mund gesteckt. Aktivitäten in der nächsten Umgebung werden aufmerksam beobachtet.
Sozialverhalten Dem Kind zugewandtes freundliches Ansprechen und Berühren löst vergnügliche Reaktionen aus. Das Kind zeigt seine Freude über Zuwendung.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 9. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Ihr Kind zeigt sicheres Sitzen ohne zeitliche Beschränkung mit geradem Rücken und guter Kopfkontrolle.
Handmotorik Gegenstände werden in einer oder in beiden Händen gehalten und durch Tasten intensiv erkundet.
Denken Interessante Objekte werden intensiv mit allen Sinnen (vor allem Tasten, Sehen, Schmecken) erforscht.
Sozialverhalten Sicheres Unterscheiden bekannter und fremder Personen, was sich jedoch nicht nur als „Fremdelreaktion“ äußern muss.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 12. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Ihrem Kind gelingt sicheres Stehen mit Festhalten an Möbeln und Wänden.
Handmotorik Beim Greifen von kleineren Gegenständen beherrscht Ihr Kind den „Pinzettengriff“ mit Daumen und Zeigefinger.
Denken Interessante Objekte, welche vor den Augen Ihres Kindes versteckt werden, sucht und findet es.
Sozialverhalten Ihr Kind ist fähig, selbst soziale Kontakte zu beginnen (lacht fremde Kinder an), fortzuführen, zu verändern und zu beenden.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 15. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Ihr Kind kann an den Händen gehalten oder mit Festhalten an Möbeln und Wänden gehen.
Handmotorik Zwei Klötzchen können nach Aufforderung und Zeigen aufeinandergesetzt werden.
Denken Es wird mit Objekte experimentiert. Gegenstände werden auf Verwendbarkeit geprüft.
Sozialverhalten Ihr Kind freut sich über Fingerspiele, Kinderreime, Nachahmspiele und rhythmische Spiele.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 18. Monats:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Freies Gehen mit sicherer Gleichgewichtskontrolle gelingt.
Handmotorik Auf Aufforderung werden Gegenstände in ein Gefäß hineingetan oder herausgeholt.
Denken Ihr Kind kann aus 2-5 kleinen Klötzen einen Turm bauen (Zeigen erlaubt). Das Kind zeigt Rollenspiele mit sich selbst (z.B. Trinken aus Spielzeugtasse).
Sozialverhalten Einfache Gebote und Verbote werden verstanden und mehr oder weniger beachtet.

Fähigkeiten des Kindes Ende des 2. Lebensjahrs:
Entwicklungsbereiche Beispiele
Körpermotorik Ihr Kind rennt sicher und kann dabei Hindernisse umsteuern.
Handmotorik Buchseiten können einzeln umgedreht werden. Bonbons können geschickt aus ihrer Umhüllung gewickelt werden.
Denken Ihr Kind zeigt kleine Rollenspiele mit Puppen, Spieltieren sowie Ansätze zu selbstbestimmtem, konstruktivem Spiel.
Sozialverhalten Das Kind ist in der Lage, sich allein in der Wohnung aufzuhalten und zu spielen, wenn es die Mutter in der Wohnung weiss.

3. Unterschied zwischen Logopädie und Sprachförderung (2 Minuten)

Bei der Sprachförderung handelt es sich um pädagogische Hilfen, z.B. zur weiteren Steigerung der vorhandenen sprachlichen Leistungsfähigkeit. So gehören auch Maßnahmen zum Ausgleich sprachlicher Minderbegabung oder sprachlicher Benachteiligungen dazu. Ein sprachlicher Förderbedarf wird durch eine pädagogische Sprachstandserhebung ermittelt und kann nicht bei den Krankenkassen geltend gemacht werden.
Medizinisch umschriebener Sprachstörungen werden im Bereiche der Sprachtherapie behandelt und können somit mit den Krankenkassen abgerechnet werden.
Sprachförderung ist keine Sprachtherapie und ersetzt diese auch nicht.
Sprachförderung ist in die Lebenswelt eines jeden Kindes eingebettet und findet durch zugewandte Interaktion mit Menschen im Umfeld statt. Sie ist alltagsintegriert und ist immer Teil von Lern-und Bildungsprozessen. *Sprachförderung ist nachweislich immer dann wirksam, d.h. sie unterstützt den Spracherwerb der Kinder, wenn sie alltagsintegriert ist. Studien zeigen, dass Sprachförderprogramme nicht vergleichbar wirksam sind. Logopädische Therapie ist wirksam bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen, sie unterstützt die Kinder dabei ihre Sprachkompetenzen zu entwickeln und zu erweitern. Die Therapie findet auf der Grundlage einer ausführlichen Diagnostik statt und orientiert sich an individuell gestalteten modellgeleiteten Therapiekonzepten. Um entscheiden zu können, ob ein sprachlich auffälliges Kind eine behandlungsbedürftige Sprachentwicklungsstörung hat, ist eine differenzierte Sprachdiagnostik erforderlich. Fachleute und politische Entscheidungsträger tragen sowohl Verantwortung dafür, den Unterschied von Förderung und Therapie aufzuzeigen, damit den sprachgestörten Kindern der Zugang zur logopädischen Therapie nicht erschwert oder versperrt wird, als auch dafür, dass Sprachförderung auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Studien stattfindet.

4. Störungsbilder

Im Bereich der sprachtherapeutischen Arbeit wird durch dir Heilmittelrichtlinien in vier Bereiche unterschieden:
In die Sprechstörung, Sprachstörung, Stimmstörung

Die folgenden Störungen lassen sich in die oben erwähnten Bereiche kategorisieren.

• Sprachentwicklungsstörungen
• Sprachentwicklungsverzögerungen
• Aussprachestörungen
• Phonetisch / Phonologische Störungen
• Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen
• Sprachentwicklungsstörung bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern
• Dysgrammmatismus
• Rhinophonie
• Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und Gaumensegel-Spalten
• Myofunktionelle Störungen
• Organisch und funktionell bedingte Stimmstörungen
• Stottern
• Poltern

Neurologisch bedingte Sprach, Srech- und Schluckstörungen :
• z.B. aufgrund eines Schlaganfalls, Schädel-Hirn-Traumas, Hirntumors, Parkinson oder ALS
• Aphasie
• Sprechapraxie
• Dysphagie (Schluckstörungen)
• Dysarthrie/Dysarthrophonie

Zum Bereich der Sprachstörungen gehören:
• Sprachverstehen
• Wortschatz
• Grammatik und Satzbau
• Textverständnis
• Lese-Rechtschreibstörung Sprachentwicklungsverzögerungen bei Zweisprachigkeit
• Kindliche Aphasie

In den Bereich des Sprechens:
• Aussprachestörungen
• Sprechstörungen durch anatomische Auffälligkeiten, z. B. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
• Sprechunflüssigkeiten und Redeflussstörungen (Stottern, Poltern)

Stimme und Atmung
• Funktionelle Stimmstörungen (eingeschränkte stimmliche Belastbarkeit, Heiserkeit)
• Organische Stimmstörungen (z. B. Stimmlippenknötchen)
• Mutationsstimmstörungen

Schlucken und orofaciale Muskulatur
• Störungen im Bereich der Mundmuskulatur und der Gesichtsmuskulatur (Myofunktionelle Störungen)
• Ess- und Schluckstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern
• Zungenfehlfunktion mit fehlendem Mundschluss
• Mundatmung und Zahnfehlstellungen

Hörstörungen
• Sprach- und Sprechstörungen bedingt durch Hörstörungen
• Auditive Wahrnehmungsstörung
• Cochlea Implant (CI)

Komplexe Störungen
• Behinderungen (z. B. bei Down-Syndrom)
• Autismus
• Mutismus
• Dysarthrie
• Entwicklungsdyspraxie

5. Zusammenhang zwischen Spielentwicklung und Sprache

Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten ist, dass das Kind seine Umwelt begreift, also sowohl versteht als auch damit umzugehen lernt.

5.1. Das sensomotorische Spiel
Bereits ab dem zweiten Lebensmonat können bei Kindern die sogenannten sen-somotorischen Spiele beobachtet werden. Diese ist zwsche de 2.- und 6. Monat beobachtbar. Es sind die Spiele, in denen das Kind sich mit seinem eigenen Köper intensiv auseinandersetzt und seine Freude an Körperbewegungen zeigt. Das Kind betrachtet seine Körperteile als Spielobjekte, es untersucht Gegenstände mit Mund und Händen und entdeckt, dass man mit dem Mund Geräusche machen kann. Das Produzieren von Lauten und das „Gurren“ sind erste Meilensteine in der Sprachentwicklung und dienen dem Ausdruck von primären Emotionen sowie der Kontaktaufnahme mit anderen Personen. Zum Erforschen des eigenen Körpers sowie zum Entdecken von dessen Fähigkeiten und Möglichkeiten, ist das Angebot von entwicklungsgerechten Spielsituationen und -objekten notwendig.

Das Kind kommt z.B. das erste Mal mit etwas Heissem in Berührung. Es verbindet mit dem Wort „heiss“ nun eine Situation und eine Empfindung. Solche selbst gemachten Erfahrungen ermöglichen dem Kind, Begriffe zu bilden und somit Wörter zu lernen. Später stellt das Kind fest, dass das gleiche Wort „heiss“ auch in anderen Situationen gebraucht wird, (z.B. im Zusammenhang mit Feuer). Im Laufe der Entwicklung kann das Kind immer mehr Zusammenhänge herstellen und somit seine Sprache erweitern.
Mit zunehmender Vorstellungskraft, ist ein Kind in der Lage, die abstrakte Funktion von Sprache zu entdecken. Das Kind merkt, dass man auch über Dinge sprechen kann, die nicht unmittelbar vorhanden sind. Dazu gehört auch das Sprechen über Gefühle.

5.2. Das Explorationsspiel- und Konstruktionsspiel
Etwa ab dem sechsten Lebensmonat auftretend und in engem Zusammenhang mit den sensomotorischen Spielen stehen die Explorations- und Konstruktionsspiele und endet ca. mit dem 12. Lebensmonat. In dieser Phase geht es nicht nur um das Handhaben von Gegenständen und die erste Kontaktaufnahme darüber, sondern das Kind will herausfinden, was man mit diesen Gegenständen alles tun kann. Fast alles kann in dieser Lebensphase die Neugier der Kinder anregen und zum Spielobjekt werden. Dabei steht das reine Ausprobieren dieser Gegenstände im Mittelpunkt und nicht deren, von Erwachsenen vorgesehener, Einsatz.

5.3. Das Symbolspiel
Ab dem 12. Lebensmonat treten Kinder in eine Phase ein, in der sie verstärkt nachahmen, was Erwachsene ihnen vormachen. Diese Vorgänge beziehen sich zunächst auf praktische Alltagssituationen wie zum Beispiel Füttern, Baden oder das Umblättern eines Buches. Das Kind spielt eine tatsächliche Situation nach und setzt sich dabei gleichzeitig mit der eigenen Entwicklungsaufgabe auseinander. Eines der beliebtesten Spiele des zweiten Lebensjahres knüpft an die Erfahrungen des Kindes in Bezug auf die Sauberkeitsentwicklung an, wobei es dabei vorrangig um die Kontrolle geht, die spielerisch an einer Puppe oder einem anderen symbolischen Gegenstand demonstriert wird. Das symbolspiel ist zwischen dem 2 und 3 Lebensjahr beobachtbar.

Im Symbolspiel ist fast alles denkbar und machbar. Es entsteht eine Fantasiewelt, in der sich das Kind als autonom erleben kann. Es kann den Ablauf des Spiels selbst steuern. Es kann auch Tätigkeiten von Erwachsenen, wie z.B. das Kochen, selbständig (spielend) durchführen. Dadurch erhält das Kind die Möglichkeit, Tätigkeiten für die es selbst noch „zu klein“ ist, zu erfahren und zu begreifen.
In der Fantasiewelt des Spiels ist es dem Kind außerdem möglich, bedrohliche Situationen zu durchleben und dabei immer selbst die Kontrolle zu behalten. Im Spiel können Gefühle durchlebt, in Worte gefasst und verarbeitet werden.

5.4. Das Rollenspiel
Rollenspiele sind frühestens zum Ende des dritten Lebensjahres zu beobachten. Sie „[…] zeigen ein fortgeschrittenes Stadium der Symbolspiele an, in denen die Kinder sich intensiv darüber verständigen, wie die Spielhandlung vonstattengeht und fortentwickelt werden soll.“ (Riemann & Wüstenberg 2004, 45) Das Rollenspiel erfordert weitaus höhere soziale und kognitive Kompetenzen als das Symbolspiel, da die Spielhandlungen bewusst geplant und vorbereitet werden müssen. Auch werden, wenn es für die Spielhandlung erforderlich ist, mehrere Kinder bewusst in das Spiel mit einbezogen.

Im Rollenspiel erleben Kinder was es bedeutet, sich in eine andere Person hinein zu versetzen. Sie übernehmen andere Rollen, andere Sichtweisen und erweitern so ihre sozialen Fähigkeiten. Durch die Rollenübernahme erhalten sie auch ein klareres Bild von sich selbst als Person. Es stellen sich die Fragen: Wer bin ich? Wer sind die Anderen? Was macht mich aus?
Im Rollenspiel werden außerdem Gesprächsregeln, soziale und kulturelle Verhaltensweisen (sich gegenseitig begrüßen, einladen, miteinander telefonieren…) geübt.

Beim Planen von Spielhandlungen und Durchspielen von Handlungsabläufen werden Fähigkeiten geübt, mit denen später Erzählungen oder Aufsätze in einen logischen Ablauf gebracht werden können.

6. Förderung im Alltag

Verbale Rückmeldung bei korrekten Äußerungen des Kindes:

Lob einer korrekten Äußerung:
Die korrekte Äußerung des Kindes wird hierbei gelobt. Dabei ist es entscheidend, das Lob so zu formulieren, dass es eindeutig auf die Sprechweise Bezug nimmt und nicht allgemein gehalten wird.

Beispiele:
Das hast du klasse gesagt
Das war prima gesprochen
Das war ein toller Satz

Bestätigung einer korrekten Äußerung:
Die Mutter bestätigt die korrekte Äußerung des Kindes auf eine neutrale Art und Weise.
Beispiel:
Das kam ganz leicht heraus
Da habe ich gar keinen Fehler gehört
Das hat du toll gesagt, dass kam ganz einfach raus

Aufforderung zur Selbstbewertung einer eindeutig korrekten Äußerung
Diese verbale Rückmeldung wird nur bei eindeutig korrekten Äußerungen eingesetzt.
Das Kind soll immer in der Lage sein, die Frage mit einem Ja zu beantworten
Beispiele:
Hast du das gerade korrekt gesagt?
Kam das leicht heraus?
Hast du da gerade toll gesprochen?

6.1. Sprachförderung im Alltag
Was Eltern alles machen, um den Spracherwerb ihres Kindes zu fördern
Eltern sind von Natur aus die besten Sprachlehrer ihrer Kinder. Sie passen ihre Sprache und ihr Tun intuitiv dem Kind an.
In allen Kulturen der Welt sprechen Eltern instinktiv auf eine besondere Art mit ihren Kindern und bauen so den Kontakt und das Miteinander auf.

Die unterstützende Elternsprache
Das Kind knüpft seine ersten Kontakte zu den Eltern.
Diese ersten Erfahrungen sind die „Wiege der Sprache“.
Eltern fördern die Sprache ihrer Kinder, wie schon erwähnt, instinktiv richtig.
Einige Grundsätze möchten wir hier dennoch erwähnen:

Kinder brauchen Nähe
Zuwendung und Blickkontakt gehören immer zu einem Gespräch.
Das gilt für kleine und große Kinder – und für Erwachsene ebenso.
Babys hören in nahen Situationen – beim Stillen, Füttern, Baden, Wickeln usw. – besonders gut zu.

Babystimme – Babysprache
Die überspitzte „Babystimme“ macht Sinn. Das Baby wird auf die Sprachmelodie aufmerksam und beginnt sie nachzuahmen. „Babysprache“ ist niedlich und natürlich für ein Baby, ein kleines Kind (sicher ab 18 Monaten) ist aber zu alt dafür. Sprechen Sie dann lieber mit einfachen Worten als in „Baby-Kauderwelsch“ (z.B. Hund statt Wauwau) mit Ihrem Kind.

Lieder und Verse
Rhythmus, Betonung und Klang regen das Sprachgefühl an. Auch Krabbelverse und Reime sind hervorragende Mittel zur Sprachförderung.
Einer spricht, der andere hört zu Machen Sie Pausen, wenn Sie mit Ihrem Kind sprechen. Warten Sie auf seine Reaktion. Zum Sprechen gehört der Wechsel: Einer spricht, der Andere hört zu und umgekehrt. Dies gilt auch wenn Ihr Kind noch nicht sprechen kann. Seine Antwort besteht dann aus Lauten oder aus einem besonderen Gesichtsausdruck.

Geben Sie den Dingen Namen
Sagen Sie dem Kind den Namen des Gegenstandes, den es sieht oder in den Händen hat. Erzählen Sie ihm, was Sie gerade vor seinen Augen tun, denken Sie laut. Das Kind lernt Worte, in dem es sie oft genug im gleichen Zusammenhang hört.

Lauschen Sie mit Ihrem Kind
Ermuntern Sie Ihr Kind zum Hinhören. Lauschen Sie mit dem Kind der Rassel, der Klingel oder einfach den Geräuschen der Umwelt. Sorgen Sie dafür, dass das kleine Kind nicht ständiger „Geräuschberieselung“ durch Radio und Fernsehen ausgesetzt ist. Das Kind versucht auch hier wichtige Geräusche herauszufiltern und kann damit überfordert werden.

Das Sprechen nicht abnehmen
Sobald Ihr Kind sich mitteilen kann, sollten Sie ihm nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen. Geben Sie ihm Zeit und helfen Sie ihm, damit es Ihnen seinen Wunsch sagen oder zeigen kann.

Verbessern – aber wie?
Es bringt nichts, wenn Ihr Kind ein Wort „noch einmal richtig sagen“ soll. Das Kind wird das Wort richtig sagen, wenn es in seiner Entwicklung soweit ist. Im schlimmsten Fall kann es durch das „richtig sagen sollen“ unter Druck geraten. Wiederholen Sie stattdessen das Wort, das noch falsch ist:

Kind: „Fant!“
Erwachsener: „Ja, ein Elefant!“
Das Kind hört somit, wie das Wort richtig klingt. Es wird das Wort wie alle anderen aussprechen, wenn die Zeit dafür reif ist.

Das Sprachvorbild
Sprechen Sie deutlich und langsam. Das Kind hat dadurch genug Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Und am Wichtigsten: Haben Sie Spaß beim Sprechen! Was lustig ist, lernt man gerne.

Kinder lernen voneinander – fördern Sie Kontakte mit Gleichaltrigen!
Mit Ritualen (Gutenachtvers, Schlaflied, Tröstelied…) können Sie Ihrem Kind sowohl Sprache, als auch Sicherheit vermitteln.

Sie helfen Ihrem Kind wenn Sie:

Ermutigen und loben statt zu kritisieren.
Akzeptieren statt vergleichen.
Das Wort selber richtig wiederholen statt es vom Kind „richtig sagen“ zu lassen.
Zeit lassen statt zu drängen.
Zuhören, aussprechen lassen und nachfragen statt ins Wort zu fallen.
Miteinander spielen und sprechen statt zu üben.
Klar und einfach sprechen (nicht zu viel auf ein Mal).
Zuhören, was das Kind zu sagen hat statt auf Sprechfehler zu achten.

Dies ist im Umgang mit allen Kindern wichtig.
Gerade ein Kind, das Sprachprobleme hat, ist besonders darauf angewiesen, dass es nicht unter Druck gesetzt wird. Es soll etwas erzählen dürfen, ohne immer korrigiert zu werden.

Es kommt darauf an, WAS das Kind Ihnen mitteilen möchte und nicht WIE es dies tut!

Besser zusammen lachen, als alles richtig machen!
• Nehmen Sie ihr Kind ernst, indem Sie
• es anschauen, wenn Sie mit ihm sprechen,
• ihm zuhören,
• ihr Kind aussprechen lassen,
• ihr Kind nicht verbessern, während es redet,
• mit ihm spielen, statt zu üben,
• es nicht nachsprechen lassen,

• in vollständigen, aber nicht komplizierten Sätzen wiederholen, was es gesagt hat. Sie zeigen Ihrem Kind damit, dass Sie es verstanden haben und bieten ihm so ein korrektes Sprachvorbild.

Haben Sie Spaß und Freunde mit ihrem Kind, indem Sie
• mit ihm singen und tanzen,
• mit ihm Bilderbücher anschauen,
• und ihm Geschichten erzählen.
• Nehmen Sie sich täglich Zeit, die nur für ihr Kind bestimmt ist und in der sie nicht parallel etwas Anderes tun. Das können 15, 20, 30 Minuten sein oder 1 Stunde – je nachdem, wie Sie es einrichten können.
• Nicht das Fernsehen oder der Computer sind schädlich, sondern nur der Umgang damit. Daher ist es ratsam, wenn
• Sie die Fernsehzeit für ihr Kind begrenzen und über Fernsehsendungen gesprochen wird, die Zeit am Computer begrenzt wird und über Computerspiele gesprochen wird.

6.1.1 Bilderbücher
Beim gemeinsamen Betrachten eines Bilderbuches sind das Kind und der Erwachsene nahe beieinander. Das Kind spürt die Vertrautheit und Wärme. In dieser Situation ist die Aufmerksamkeit beider auf ein gemeinsames Thema gerichtet und das Kind erhält die ganze Zuwendung.

Im Säuglingsalter ist das Kind vor allem am Gegenstand und Material interessiert, so nimmt es beispielsweise Bücher in den Mund.
Mit zunehmender Entwicklung fängt das Kind an, sich für die Bilder zu interessieren. In dieser Phase wird das Benennen von Dingen wichtig. Zwischen dem Kind und dem Erwachsenen kann nun ein Gespräch entstehen:

• Das Kind zeigt auf einen Gegenstand und der Erwachsene benennt ihn
• Das Kind benennt einen Gegenstand und der Erwachsene gibt ihm Rückmeldungen dazu (z.B. fragt er nach, ruft erfreut aus, bestätigt das Kind oder stellt Zusammenhänge zum Alltag her)

Der Erwachsene passt sich im Gespräch intuitiv dem Entwicklungsstand des Kindes an. Die Sprechgeschwindigkeit ist langsam und die Aussprache deutlich. Die Stimme wird melodischer und heller. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Eltern automatisch auf diese Technik (in der Fachsprache auch motherese genannt) zurückgreifen. So kann das Kind viele neue Wörter lernen.

Das Betrachten eines Bilderbuches bietet zudem eine gute Möglichkeit, Gesprächsregeln, wie den Wechsel zwischen Zuhören und Erzählen, zu lernen.
Durch die Erfahrung mit Büchern lernt das Kind Zusammenhänge zu erkennen und Abläufe zu verstehen. Dies ist eine Vorbereitung für das spätere Lesen und Schreiben. Die Erfahrung, dass durch Bilder und Schrift Geschichten vermittelt werden können, ist von großer Bedeutung für das spätere Lese- und Schreibverhalten.

6.1.2. Verse und Reime

Verse und Reime bestehen aus Wörtern und Rhythmus. Kleine Kinder haben grossen Spass an Krabbel- und Fingerversen. Diese verbinden den Rhythmus des Verses mit Bewegungen. Mit Hilfe der Bewegungen kann sich das Kind darin üben, Reihenfolgen einzuhalten. Es kann sich zum Beispiel anhand seiner eigenen Finger merken, was als nächstes kommen wird. Für die Entwicklung der Sprache ist es wichtig, dass sich das Kind Reihenfolgen merken und diese auch wiederholen kann. Ein Finger- oder Krabbelvers hat ein lustiges Ende. Kleine Kinder freuen sich schon im Voraus darauf. Sie finden Vergnügen am Spiel mit der Sprache.

Ältere Kinder wissen, dass sich die Wörter am Ende einer Zeile normalerweise reimen. Was es mit diesem „Reimen“ auf sich hat, können kleinere Kinder noch nicht verstehen. Bei älteren Kindern (etwa ab fünf bis sechs Jahren) ist das Reimen aber ein beliebtes Spiel. Sie üben dabei eine Menge wichtiger Dinge. Kann man reimen, so hat man verstanden, dass Wörter einen Anfang und ein Ende haben. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass ein Kind später mit dem Schreiben und Lesen beginnen kann. Auch bei älteren Kindern gilt, dass diejenigen am Besten lernen, die Spaß an der Sache haben dürfen.

Es gibt auch Verse, deren Wörter nichts bedeuten. Hier stehen die Laute und der Rhythmus des Verses im Vordergrund. Im spielerischen Umgang mit Wörtern lernt das Kind, sich in der Sprache sicher zu fühlen. Verse können dem Kind zudem Sicherheit vermitteln, wenn sie als Rituale in den Alltag eingebaut werden.

6.1.3. Lieder

Beim Singen kann das Kind Erfahrungen mit dem Klang seiner eigenen Stimme machen. Die Stimme klingt hoch und tief, leise und laut, je nach dem was man damit ausdrücken will. Durch die Melodie und den Rhythmus eines Liedes lassen sich Gefühle und Stimmungen wiedergeben. Das Zusammenspiel von Melodie und Rhythmus in der Sprache nennt man Prosodie. Kinder erwerben ihre Muttersprache nicht Wort für Wort, sondern nehmen deren Prosodie auf. Das Wissen um die einzelnen Wörter entwickelt sich erst mit der Zeit.
Wenn kleine Kinder singen, rückt der Text in den Hintergrund. Die Wörter verschmelzen miteinander. Dennoch sagt ein Lied etwas aus. Es ist ein Weihnachtslied, ein Käferlied oder ein Znünilied. Das Lied kommt in einer bestimmten Situation vor (z.B. an Weihnachten) oder ist auf etwas Bestimmtes gerichtet (z.B. ein Lied für einen Käfer). Das Kind kann so den Zusammenhang zwischen Wörtern, Dingen und Situationen erfahren.

Durch das Lernen von Melodie und Text eines Liedes, wird das Gedächtnis trainiert. Lieder in verschiedenen Situationen sind Rituale für das Kind. Diese sind wichtig, weil sie das Gefühl von Sicherheit vermitteln können. Beispiele dafür sind Schlaf- oder Trostlieder.

6.1.4. Basteln
Beim Basteln kann sich das Kind entfalten und seiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ziel sind nicht in erster Linie gelungene Bastelarbeiten, sondern die Umsetzung eigener Ideen und das Erfahren von verschiedene Materialien und Techniken. Materialerfahrungen sind unter anderem auch wichtig für den Spracherwerb. Das Kind erlebt was glatt, klebrig, nass… bedeuten und erfährt auch die Bedeutung von schneiden, kleben, reißen, schmieren, malen….
Auch lernt es, Zusammenhänge zu erkennen (was passiert, wenn es etwas auseinander schneidet, etwas aufklebt oder Farben mischt). Die Eltern unterstützen beim Basteln meist intuitiv jeden Schritt mit Sprache. („Jetzt schneiden wir das Blatt in der Mitte durch, öffnen den Deckel des Leimstiftes…“). Durch das gleichzeitige Durchführen und Benennen einer Handlung lernt ein Kind die Bedeutung und das zugehörige Wort.

Nebst den sprachlichen, werden auch die motorischen Fähigkeiten (z.B. wie viel Kraft braucht man, um etwas zu schneiden?) geübt. Das Kind lernt selbstständig zu arbeiten, hat Freude und ist motiviert. Das Selbstvertrauen wird so gefördert.

Es gibt viele Bastelideen (siehe z.B. Anleitung unten). Kinder haben aber auch grosse Freude daran, einfach irgendetwas zu basteln. So können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Gerade Abfallmaterialien wie Eierkartons, Nespressokapseln, Klopapierrollen, Joghurtbecher, PET-Flaschen etc. eignen sich hervorragend. Die Kinder sollten Bastelwerkzeuge wie Schere, Leim und Klebeband zur Verfügung haben.

6.1.5. Kochen
Beim Kochen arbeiten das Kind und der Erwachsene an einem Ziel. Wie bei jeder gemeinsamen Aktion mit den Eltern erfährt das Kind Geborgenheit. Es macht Spass und bereitet Freude, zusammen etwas zu erarbeiten. Das Kocherlebnis ist eine sehr kommunikative Handlung und die Neugierde des Kindes ist gross. Es fragt, antwortet, erzählt, erklärt und eignet sich dabei Wörter und Sprachregeln an. Das Kind lernt, einen Ablauf zu planen, sich diesen vorzustellen und durchzuführen. Auch kann es Zusammenhänge erkennen (z.B. wie aus verschiedenen Lebensmitteln eine Pizza entsteht oder wie aus Rahm Schlagrahm wird).

Die Eltern unterstützen beim Kochen meist intuitiv jeden Schritt mit Sprache. Z.B. „Jetzt schneiden wir mit dem Messer den Teig in kleine Stücke….“. So lernt ein Kind was das Wort „Schneiden“ bedeutet. Beim Kochen werden zudem verschiedene Sinne angesprochen: Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken. Dadurch wird die Wahrnehmung gefördert (Wie fühlt sich etwas an? Wie riecht oder schmeckt etwas? Wie viel Kraft braucht man, um etwas zu schneiden?). Das Kind macht so vielseitige Erfahrungen mit verschiedenen Gegenständen und Materialien. Dabei lernt es neue Wörter (warm, flüssig, Kochlöffel, pressen… ).

Nebst den sprachlichen, werden auch die motorischen Fähigkeiten (Bewegungen) geübt. Das Kind lernt selbstständig zu arbeiten und übernimmt Verantwortung. Es hat Freude und ist motiviert, wenn ein geplantes Essen gelingt. Das Selbstvertrauen wird so gefördert.
Durch das selbst zubereitete Essen entwickelt das Kind ein Verhältnis zur Nahrung und das Interesse an neuen Gerichten wächst.

6.2. Förderung der Mundmotorik

Riechspiele
• Duftpflaster Ein ätherisches Öl wird auf ein Textilheftpflaster geträufelt. Das Heftpflaster wird auf den Handrücken eines Kindes geklebt und es kann immer wieder am Duftpflaster riechen (Riechen kann ich nur mit geschlossenem Mund, d.h. Förderung des Mundschlusses und der Nasenatmung).

Ansaugspiele
• Joghurt trinken Die Kinder essen ihren Joghurt (ohne Fruchtstücke) nicht mit dem Löffel, sondern saugen ihn durch einen dicken Strohhalm. Staubsauger Aus einem dicken Trinkhalm und einem Ohrtrichter (zu beziehen über Apotheken) bastelt man einen Staubsauger und lässt die Kinder unterschiedlich große/schwere Gegenstände (z.B. Papierschnipsel) ansaugen. Diese Art des Ansaugens erfordert mehr Kraft als das bloße Ansaugen von Flüssigkeit (z.B. aus einem Trinkbecher). Das Kind muss länger und kräftiger ansaugen als beim Trinken.

Blase- und Pustespiele
• Springbrunnen Die Spieler blasen in ein Glas mit Wasser. Möglichst viele Blasen sollen entstehen. Es soll langsam/schnell, stark und schwach im Glas „blubbern“.
• Ziel-Pusten Ein Gegenstand (z.B. Bauklotz) wird in die Mitte gestellt. Die Kinder sitzen mit etwas Abstand vom Ziel entfernt und versuchen mit einem Tischtennisball oder einem Watteball diesen Gegenstand pustend zu treffen. Man kann den Ball mit dem Mund oder aber auch mit dem Trinkhalm anpusten.

Lippe
• Ur-Oma-Sprache Ober- und Unterlippe werden in den Mund eingezogen, so dass kein Lippenrot mehr zu sehen ist und die Zähne dadurch ebenfalls nicht mehr erkennbar sind. Nun unterhalten sich die Kinder in der neuen Ur-Oma-Sprache.
• Mundabdruck Die Kinder dürfen ihren Mund mit Lippenstift, Nutella, Kinderschminke o.ä. anmalen und auf einem Blatt Papier verschiedene Mundabdrucke hinterlassen.
• Schmatzen
• Gummibärchen oder Bonbons mit den Lippen aufnehmen
• Lippen anmalen und auf einem Blatt Papier Abdrücke machen
• Dinge mit den Lippen festhalten und dabei durch den Raum gehen
• Wangen und Mundwinkel einsaugen

Zunge
• Bärenwaschtag Ein Gummibärchen wird auf einen Zahnstocher gespießt und die Kinder sollen den Bären mit der Zungenspitze waschen, bis er ganz wunderbar glänzt. Es ist wichtig, dass die Kinder die Zunge außerhalb des Mundes nach oben und unten bewegen und nicht den Bären bewegen.
• Zungengymnastik
• Zungenscheibenwischer
• Die Zunge bewegt sich nach links und rechts und wischt langsam die Ober- und Unterlippe ab.
• Zunge winkt
• Die Zunge bewegt sich im Wechsel von der Nase zum Kinn.
• Zunge klappert
• Man schnalzt mit der Zunge.
• Zunge versteckt sich
• Die Zunge versteckt sich sichtbar in den Wangentaschen und beult die Wange nach außen.
• wer schafft es mit der Zunge die Nase zu berühren?
• die Zunge weit rausstrecken und nach rechts, links, oben und unten bewegen
• mit der Zunge eine dicke Backe machen, abwechselnd rechts und links
• die Ober- und Unterlippe von einem zum anderen Mundwinkel ablecken
• mit der Zunge Streusel, Cornflakes oder Rosinen aufsammeln,
• schnalzen
• mit der Zunge „Zähne putzen“

Tastspiele im Mund

Wie fühlt sich das an?
Man gibt den Kindern Nahrungsmittel in den Mund. Sie sollen ganz bewusst mit der Zunge und dem Mund die unterschiedlichen Dinge ertasten. Hierfür eignen sich: große, kleine, runde, dicke Nudeln, Nüsse, Mandeln, Kandiszucker, Apfelstücke, Bananenstücke, Salzstangen, Weintrauben, Rosinen, Möhren etc.
Aus Äpfeln und Möhren lassen sich gut verschiedene Formen und Figuren ausschneiden, welche die Kinder dann erraten müssen.

Pusten
• Luftschlangen rauspusten
• Seifenblasen pusten
• eine Wattekugel von Hand zu Hand pusten
• Papier mit dem Strohhalm ansaugen
• Mit einem Strohhalm Luft in ein mit Wasser gefülltes Glas pusten
• in ein Glas mit Seifenlösung pusten und einen möglichst hohen Schaumberg erzeugen
• die Kinder sitzen um einen Tisch herum und pusten sich einen Wattebausch zu
• Papiertüten aufblasen und evt. mit einem Knall zerplatzen lassen
• mit einem Strohhalm einen Farbklecks über ein Blatt Papier pusten
• Federn in die Luft werfen und durch Pusten möglichst lange in der Luft halten
• Kerzen auspusten

7. Mehrsprachigkeit

Bilingualer Erstspracherwerb
Das Kind erwirbt von Geburt an zwei Sprachen.
Optimaler Fall: eine-Person = eine-Sprache-Prinzip (z.B. der Vater spricht immer Deutsch, die Mutter immer Italienisch mit dem Kind).

• Sprachverständnis, Grammatik und Aussprache erwirbt das Kind in beiden Sprachen parallel. In diesen Bereichen hat das Kind gleiche sprachliche Fähigkeiten wie ein einsprachiges Kind.
• Der Wortschatz kann kleiner sein als bei einsprachigen Kindern.

Sukzessiver Zweitspracherwerb
Kommt eine zweite Sprache erst ab dem 3. Lebensjahr hinzu, spricht man von sukzessivem Zweitspracherwerb.

• Je früher der Zweitspracherwerb beginnt, umso grössere Ähnlichkeiten hat er zum Erstspracherwerb.
• Ab dem 6. Lebensjahr hat der Erwerb einer zweiten Sprache bereits Ähnlichkeiten mit dem Fremdspracherwerb beim Erwachsenen. Angeborene Spracherwerbsmechanismen können nur noch begrenzt genutzt werden und das Kind muss sich die Sprache teilweise schon bewusst aneignen.
• Ab der Pubertät funktioniert ein ungesteuerter Spracherwerb nicht mehr. Angeborene Spracherwerbsmechanismen können nicht mehr genutzt werden.
• Wie schnell ein Kind mit Deutsch als Zweitsprache Fortschritte machen kann, hängt vom Beginn, dem Umfang und der Qualität des sprachlichen Kontaktes ab. (Ab wann, wie oft, mit wem spricht das Kind Deutsch?)

Fremdspracherwerb
Das Kind lernt eine Sprache, die nicht in seiner Lebenswelt gesprochen wird. In der Regel wird die Sprache extern durch Unterricht oder spezielle Förderung gesteuert

Besonderheiten des Zweitspracherwerbs:
Die folgenden Phänomene gehören zum Zweitspracherwerb und sind normal, solange sie irgendwann überwunden werden. Problematisch ist nur der Stillstand. Falls dieser länger als ein Jahr andauert, sind sonderpädagogische Maßnahmen notwendig.

• Codeswitching: Wechsel von einer Sprache in die andere mitten im Satz. (Jetzt gehe ich in cucina.)
• Borrowing: Übernahme von Einzelworten aus der anderen Sprache.
• Übertragungen von Erstsprache auf Zweitsprache („ich nach Hause gehe“: Satzstellung des Türkischen wird auf das Deutsche übertragen.)
• Instabilität: Das Kind spricht beispielsweise nach den Sommerferien kein Deutsch mehr bzw. macht mehr Fehler als vorher.
• Stagnation: Die Zweitsprache entwickelt sich nicht weiter.

Mögliche Ursachen eines erschwerten Zweitspracherwerbs:
Mangelnde Motivation die Zweitsprache weiterzulernen.
Zu hohe Komplexität der Zweitsprache ab einem gewissen Punkt. Als besonders komplexe Strukturen gelten im Deutschen Verbflexion (Ich gehe, du gehst), Verbstellung, Genus (der, die, das), Kasus (verschiedene Fälle), Numerus (Pluralmarkierung)

Was macht Mehrsprachigkeit zum Problem?
Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Mehrsprachigkeit für das Kind kein Problem, sondern eine Chance ist. Schwierigkeiten entstehen, wenn:

• Der Sprachgebrauch den Erwartungen des Umfelds nicht entspricht und sprachliche Normen für einsprachige Kinder auf Kinder mit Deutsch als Zweitsprache übertragen werden (z.B. soll das Kind die Artikel der/die/das richtig einsetzen).
• Das Kind eine Spracherwerbsstörung oder nur begrenzte sprachliche oder kognitive Fähigkeiten hat.
• Soziokulturelle Faktoren (z.B. bildungsfernes Umfeld) erschwerend wirken.

Besonders wichtig ist:
Sprechen Sie in der Sprache mit Ihrem Kind, in der Sie sich wohl fühlen.
Vermitteln Sie dem Kind Ihre Kultur und Ihre Sprache (Bücher, Erzählungen, Bilder etc.)
Wenn das Kind sich in der Muttersprache sicher fühlt, fällt es ihm leichter, eine weitere Sprache zu lernen.
Mehrsprachigkeit stellt in der Regel kein Problem dar, sondern wirkt sich eher unterstützend auf die kognitive Entwicklung der Kinder aus. Daher sollte der Erwerb mehrerer Sprachen auf jeden Fall unterstützt werden.

Der Bundesverband der Logopäden hat folgende hinweise zusammengefasst:

• Mutter und Vater sprechen in ihrer Muttersprache zu ihrem Kind.
• Muttersprache ist die Sprache, die die Sprecher einer Sprache beherrschen.
• Die Sprache von Vater und Mutter kann verschieden sein.
• Kinder können mehrere Sprachen gleichzeitig erwerben.
• Kinder können auch erst eine und dann eine andere Sprache lernen.
• Das Lernen einer zweiten Sprache gelingt um so leichter, je früher das Kind beginnt, diese Sprache zu erlernen, und
• je öfter das Kind diese Sprache einsetzen kann, z.B. im Kindergarten, auf dem Spielplatz, mit Freunden zuhause usw.
• Kinder sollten ihre deutschsprachigen Freunde außerhalb des Kindergarten zum Spiel treffen; diese Kontakte vervielfältigen das sprachliche Angebot

Literaturverzeichnis

Bruner, J. S. (1987). Wie das Kind sprechen lernt. Bern: Hans Huber Verlag.
Buschmann, A., & Joos, B. (2011). Alltagintegrierte Sprachförderung in der Kinderkrippe. Effektivität eines sprachbasierten Interaktionstrainings für pädagogisches Fachpersonal. Verhaltenstherapie psychosoziale Praxis, 43(2), 303—3 12.

Chomsky, N. (1993). Reflexionen über die Sprache. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Clahsen, H. (1988). Normale und gestörte Kindersprache. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins Publishing Company.
Denk-Linnert, D.M., Brunner, E., Bigenzahn W. (2008). Grundlagen III: Entwicklung von Sprache und Sprechen. In G. Friedrich, W. Bigenzahn & P. Zorowka(Hrsg.). Phoniatire und Pädaudiologie. Bern: Hans Huber Verlag, S. 225 ff.
Frith, U. (2004). Autism – Mind and Brain. Oxford: University.
Grimm, H. (2003). Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen: Hogrefe.
Kannengießer, S. (2012). Sprachentwicklungsstörungen. Grundlagen, Diagnostik und Therapie.2. Aufl. München: Urban & Fischer.
Kauschke, C. (2007). Sprache im Spannungsfeld von Erbe und Umwelt. In Die Sprachheilarbeit, 52 (1), Februar,S. 4 – 16.
Kauschke, C. & Siegmüller. J. (2010). Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen (PDSS). 2. Aufl. München: Elsevier Verlag.
Kauschke C, Siegmüller J. (2006). Patholinguistische Therapie von Sprachentwicklungsstörungen. München: Urban & Fischer; 2006
Nonn, K. (2011). Unterstützte Kommunikation in der Logopädie. Stuttgart: Thieme Verlag.
Michaelis, R., Niemann, G. (2010). Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie. 4. vollständ. überarb. und erweit. Aufl., Stuttgart: Thieme
Paul, R. (1997). Facilitating transitions in language development for children using AAC. In AAC, 13,141-148.
Piaget, J.(1959/2003): Nachahmung, Spiel und Traum. Stuttgart: Klett-Cotta.
Reichle, J., Halle, J. W., Drasgow, E. (1998). Implementing Augmentative Communication Systems. In Wetherby, Warren & Reichle et al. (Eds.), Transitionsin Prelinguistic Communication,Vol. 7, Communication and Language Intervention Series. Baltimore: P. Brookes Publishing.
Riemann, I. & Wüstenberg, W. (2004): Die Kindergartengruppe für Kinder ab einem Jahr
öffnen? Frankfurt: Fachhochschulverlag.
Sachse, S. (2007). Neuropsychologische und neurophysiologische Untersuchungen bei Late Talkers im Quer-und Längsschnitt. München: Dr. Hut Verlag.
Szagun, G. (2006). Sprachentwicklung beim Kind. Weinheim: Beltz Verlag.
S. Tomasello, M. (2009). Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Übersetzung ins Deutsche von J. Schröder. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Wendlandt, W. (2010). Sprachstörungen im Kindesalter. Stuttgart: Thieme Verlag.